Nach dem Mittagessen starte ich am letzten Tag meiner Nilreise einen Schiffsrundgang. Im Maschinenraum arbeiten drei 480 PS Motoren, die für den Antrieb sorgen. Hinzu kommen Motoren für die Strom- und Wasserversorgung des Schiffes. Hier unten wird auch für die tägliche Reinigung der Handtücher und Bettwäsche gesort.
Ich freue mich auf einen spannenden Besuch auf der Brücke. Drei Kapitäne arbeiten und leben auf dem Schiff. Die meisten Nilkapitäne sind Analphabeten und können keine Fremdsprachen. Dies ist bei deren Aufgabe auch nicht wichtig, sie kennen dafür den Wasserverlauf des Nils in- und auswendig. Jede Untiefe ist ihnen bekannt, das im Schiff vorhandene Echolot bleibt ungenutzt und nachts fahren sie ohne Scheinwerferlicht.
Als ich auf der Brücke bin, fahren wir gerade durch die Schleuse von Edfu. Die Fahrt ist Millimeterarbeit, denn links und rechts liegen nur ein paar Handbreiten zwischen dem Schiffsrumpf und den Betonwänden. Der Kapitän lenkt die MS Grand Sun höchstkonzentriert und mit Fingerspitzengefühl durch die Nilschleuse.
Fliegende Händler versuchen auch hier ihre Waren feil zu bieten. Sie werfen Tücher und Decken in Plastiksäcken verpackt an Bord des Schiffes. Der potentielle Käufer begutachtet die Ware und dann beginnen die Verhandlungen zwischen Land und Schiff. Der Plastiksack fliegt mitunter 2-3mal hin und her, bis der Kauf abgeschlossen ist. Spätestens beim Verlassen der Schleuse muss der Preis ausgehandelt sein, denn dann geht die Reise weiter nach Luxor.