Um vier Uhr früh gehe ich in der Dunkelheit mit anderen Gästen und einem Ranger vom Ras al-Jinz Turtle Reserve zum Strand. Mit einer kleinen Taschenlampe sucht der Ranger Ibrahim nach Meeresschildkröten, die hier ihre Eier ablegen. Geduldig warten wir am Beginn des Sandstrandes. Ibrahim holt uns ab und wir schleichen über den Sand zu einer sogenannten „Suppenschildkröte“. In einer rund 50 cm tiefen Grube sitzt eine knapp ein Meter große Schildkröte und legt ihre golfballgroßen Eier in den Sand. Mehrmals habe ich schon Berichte darüber im Fernsehen gesehen, aber dies selbst in der freien Natur zu erleben ist ein beeindruckender und unvergesslicher Augenblick.
Nach erfolgter Eiablage beginnt die Schildkröte das Loch mit ihren Flossen zuzugraben und macht sich dann wieder auf dem Weg zurück ins Meer. An einer anderen Stelle tippeln gerade frisch geschlüpfte Tiere instinktiv Richtung Ozean. Sie sind vielleicht einmal gerade knapp fünf Zentimeter groß. Nur wenige der Jungtiere überleben. Neben natürlichen Feinden am Strand und im Wasser ist der Mensch derzeit die größte Ursache für die Dezimierung des weltweiten Bestandes. Neben dem Weg in die Küche sterben viele Tiere in den Fangnetzen der großen Fischerboote.
Der Sonnenaufgang steht bevor und die letzten Schildkröten kehren in das Meer zurück. Am helllichten Tage sehe ich, dass der gesamte Strand mit großen Nistplätzen übersät ist. An den Spuren im Sand kann ich die Anzahl der heute Nacht eilegenden Tiere mit etwa 20 beziffern.