Der Wind weht kalt am Ögii Nuur See. Geplant ist für heute eine Nacht im Zelt, direkt am Ufer. Den ganzen Tag über hat es leider immer wieder geregnet. Kälte und Nässe sind keine guten Bedingungen zum Zelten. Ona kennt eine Nomadenfamilie am See. Wir kommen auf einen Kurzbesuch vorbei und werden gleich in die Jurte eingeladen.
Traditionell wird gleich Milchtee aufgekocht. In die große Wok-ähnliche Pfanne kommt frische Kuhmilch, Teeblätter und Salz. Diese Mischung wird kurz aufgekocht, in eine Schale gegossen und uns gereicht. Aufgrund des Wetters werden wir eingeladen, die Nacht hier zu verbringen. Die Schwiegertochter der Besitzer knetet und rollt einen Teig. Das werden die Nudeln für das Abendessen. Getrocknetes Rindfleisch wird geklopft und zubereitet.
Die Familie zieht sich nach dem Essen in die Holzhütte zurück, die direkt neben der Jurte steht. Ich habe sozusagen das ganze Haus der mir völlig unbekannten Familie für mich allein. Bei uns zuhause wäre das undenkbar, dass man einem völlig Fremden den Wohnungsschlüssel überlässt.
Am nächsten Morgen besuchen wir die Eltern der Schwiegertochter in deren Jurte. Die Mutter melkt gerade die Kühe, während der Vater mit meinem Fahrer im Gras sitzt und plaudert. Das neue Zeitalter erreicht auch die Nomaden in der Mongolei, das Handy ist stets griffbereit und ein Solarpaneel lädt die Batterie um Sat-TV zu sehen.
Während ich mit zwei jungen Ziegen spiele, die meine Fotokamera anknabbern wollen, kommt der Enkel mit einem schönen schwarzen Pferd von einem zweistündigen Ausritt zurück. Er trainiert das Pferd für das Nadaam Fest im Juli, wo im ganzen Land Pferdrennen stattfinden.