Mit Sarong bekleidet stehen Balinesen im hüfttiefem Wasser und warten bis sie an der Reihe sind. In den Händen halten sie Opfergaben und Räucherstäbchen. Das heilige Wasser im Pura Tirta Empul scheint nicht besonders warm zu sein. Ich sehe die Menschen frösteln. 13 Wasserfontänen führen ins Wasser.
Alle Balinesen stellen sich bei der linken Fontäne an und lassen sich das kalte, heilige Wasser über den Kopf laufen. Manche klopfen sich auf den Kopf oder klatschen sich das Wasser ins Gesicht. Die Räucherstäbchen werden entzündet und die Opferschalen werden zu den einzelnen Wasserfontänen gestellt. Ein Schluck Wasser wird genommen und weiter geht es zur nächsten Fontäne. Das Bild erinnert mich an die Therme Wien, wo man von einer Massagedüse zur nächsten geht.
Jede Fontäne reinigt, heilt oder bringt Glück. Man hofft auf Heilung von Krankheiten, Erfolg im Beruf oder auf Liebesglück. Nur die drei letzten Wasserfontänen bleiben frei, die sind für die Toten reserviert. Einige Touristen mischen sich unter die Balinesen. Nicht um zu beten oder Linderung für eine Krankheit zu erlangen, sondern für ein Foto oder ein Selfie. Respekt ist leider oft nicht die Tugend von Reisenden. Die Balinesen sind sehr tolerant und sie ärgern sich wohl weniger als ich über das unpassende Verhalten.
Weiter hinten, mitten in der Tempelanlage, sehe ich die heilige Quelle aus dem Boden sprudeln. Ich beobachte die Vorbereitungsarbeiten für das nächste Tempelfest. Aus Palmenblätter werden kunstvolle Dekorationsgegenstände geschnitzt. Das Fest findet in der nächsten Vollmondnacht statt, da bin ich leider schon wieder zuhause.