Mrauk U, ein Marktbesuch ist in der quirligen Stadt ist für mich obligatorisch. Fleisch (wie wäre es mit gegrillte Ratten zum Mittagessen?), frischer und getrockneter Fisch, Gemüse und Obst, Stoffe, Medikamente, Plastikgeschirr,… so ziemlich alles was man zum Leben braucht, kann man kaufen. Die Temperaturen liegen früh morgens schon über 30°C. Die engen Gänge sind meist mit Plastikplanen überdacht und bieten etwas Schutz vor der Sonne.
Ich bin mit 176 cm nicht besonders groß, überrage aber die heimische Bevölkerung um mehr als einen Kopf. Die Gestänge für die Planendächer sind genau in meiner Augenhöhe und ich muss aufpassen, dass ich mir keine Stange ins Auge stoße. Buckelig wie Quasimodo quäle ich mich durch die engen Marktpassagen. Gekauft wird ein Säckchen mit frischen Pfefferkörnern und etwas Currypulver.
Die schönsten drei Tempel von Mrauk U zeigt mir mein Guide ganz zum Schluss, das hat er mir versprochen. Er soll Recht behalten. Ich gehe durch einen dunklen Gang in eine Tempelanlage. Buddhastatuen sitzen in Reih und Glied nebeneinander. Tageslicht scheint nur durch kleine Maueröffnungen. Wir schalten kurz die künstliche Beleuchtung aus, es wird stockdunkel und es ist fast nichts zu erkennen.
Im Tempel daneben ist der Innengang voll mit Reliefe ausgeschmückt. Menschen, Tiere und Fabelwesen sind abgebildet. Außer mir sind keine weiteren Besucher anwesend, das macht die Stimmung noch mystischer.
Ein Teil der knapp 500 Jahre alten Buddhafiguren wurden erst kürzlich „renoviert“. Die Körper sind mit weißen Lack überzogen, die Lippen und Fingernägel sind knallrot bemalt. Es ist nicht bekannt wer hier am Werk war. Es schaut aus wie ein Bubenstreich. Doch es war nicht böswillig gemeint. Die alten zerfallenen Figuren sollten einfach etwas aufgehübscht werden. Gestoppt wurde die Verschönerungsaktion dennoch von offizieller Stelle.
Für die Menschen von Mrauk U sind die alten Tempelanlagen keine Sehenswürdigkeiten oder keine Museen, sondern Teil der Stadt und religiöse Zentren. Als Tourist sehe ich die alten Stätten mit anderen Augen und wundere mich, dass das gesamte Gebiet nicht UNESCO Weltkulturerbe ist. Ob das gut wäre, mag ich nicht beurteilen.
Ich bin mir sicher, dass dann die funkelnden Lichterketten um die Buddhafiguren verschwinden würden. Auf die sind die Menschen aber besonders Stolz, sie symbolisieren den erleuchteten Buddha. Soll man diese lebendige Stadt wirklich in eine Museumsstadt nur für Touristen umwandeln?
Am Sonnenuntergangshügel treffe ich dann wieder die bekannten Gesichter der anderen paar Touristen in Mrauk U. Man begrüßt sich wortlos mit einem Kopfnicken, wartet auf die untergehende Sonne und fährt dann fast im Konvoi ins Moe Cherry Restaurant.