Gabriel trägt eine dunkle Sonnenbrille, über die Schultern hängt lässig ein Kapuzenpullover, am rechten Handgelenk glänzt eine klotzige Uhr. Gabriel ist mein Kapitän für den heutigen Tag. Er startet den Außenbordmotor des kleinen, aber bequemen Boots, und wir knattern los.
Vier Pelikane umringen ein kleines Fischerboot und warten das ihnen der Fischer Abfälle aus dem Netz überlässt. Dies ist ein eingespieltes Fischerteam. Die Pelikane kommen so bequem zu Futter und der Fischer verbringt die Stunden nicht einsam und alleine am Wasser.
Nach 3,5 Stunden erreichen wir die Insel Dek. Der Dieselmotor schweigt. Es sind nur ein paar Schritte zum Kloster von Narga Selassi. Ein alter Mann mit einem schwarz-weiß karierten Umhang begleitet mich und meinen örtlichen Guide. Seine Beine sind fast so dünn wie sein Gewehr, das er um die Schulter trägt. Schützt er die Touristen vor den Priestern oder umgekehrt?
Das äthiopisch-orthodoxe Kloster wurde im 18. Jahrhundert gegründet. Eine runde Mauer umgibt die Anlage. Ich betrete durch ein Eingangstor das Kloster. In der Mitte steht die kreisrunde Klosterkirche. 24 Steinsäulen tragen das Dach der Rundkirche.
Anstatt einen großen Raum zu betreten stehe ich vor einer bunt bemalten Wand. Vier Wände bilden ein Quadrat und füllen das Kircheninnere aus. Ich gehe entlang der Innenmauer, betrachte Motive aus dem Alten und Neuen Testament. Hinter den Wänden im Innersten des Baus befindet sich das Allerheiligste, eine Kopie der Bundeslade.
Ich folge einem in weiß gekleideten Mönch zum Museum des Klosters. Der Würdenträger öffnet die Tür eines kleinen Lehmhauses. Ich muss draußen warten. Dann präsentiert er Stück für Stück seine Schätze vor der Museumstür.
Zum Abschluss der Präsentation bittet er noch um eine kleine Spende für das Kloster. Ich stecke 100 Birr durch den zu schmalen Schlitz in die kleine Spendentruhe. Mit einem großen Schraubenzieher hilft der Mönch nach und der Geldschein verschwindet in der Schatztruhe.
Am Rückweg der Bootsfahrt besuche ich noch zwei weitere Kloster. Die Mittagsmesse ist gerade vorbei und ich werde von einem Priester zum gemeinsamen Essen eingeladen. Der kleine Raum hat die Atmosphäre eines Kellers. Nur durch die Tür und einem Fenster dringt etwas Tageslicht herein. An der Stirnseite sitzen die Mönche, rechts die Priester, auf der linken Seite und gegenüber den Mönchen die weiteren Teilnehmer des Mahls. Ich sitze unwissend auf der Priesterseite, aber das scheint niemanden zu stören.
Einer der Mönche reißt Injera, die landestypische Brotflade, in kleine Teile. Das wird mir dann auf einem Teller mit Linsensauce serviert. Es schmeckt mir. Ich schaue mir bei der nächsten Bootsstrecke die Fotos am Display an und mir scheint, ich habe am letzten Abendmahl teilgenommen.
Von wem stammt das Gerücht im Nil gibt es keine Nilpferde? Ich mache Beweisfotos, denn Flusspferde gibt es im blauen Nil, der einer der Zuflüsse zum Nilstrom ist. Natürlich kommt der Name Nilpferd von diesen Flusspferden. Wer anderes behauptet war noch nie hier.