Die Steinbrücke unter mir wurde im 17. Jahrhundert von den Portugiesen erbaut. Ein Zufluss zum blauen Nil gräbt sich hier durch eine schmale Schlucht. Bauern treiben ihre vollgepackten Esel darüber. Sie teilen sich die Portugiesenbrücke tagtäglich mit Touristen, die am Weg zu den Wasserfällen sind.
Die Hängebrücke mag der Esel vor mir gar nicht. Zu viert wird das störrische Tier auf die Brücke gezogen. Die ersten Schritte sind getan und schon läuft der Esel über das schwankende Konstrukt.
Plötzlich höre ich das Rauschen von Wasser und nach ein paar weiteren Schritten tauchen die Wasserfälle auf. Es ist Trockenzeit. Der blaue Nil stürzt nur an wenigen Stellen über die rund 40 Meter hohe Felskante. Der Großteil des Wassers wird zudem vor den Fällen abgeleitet und treibt ein Wasserkraftwerk an.
Ich genieße den kühlenden Sprühregen auf meiner Haut. Wie lange wird das Wasser unterwegs sein, bis es das Mittelmeer erreicht? Ich denke an meine Nilkreuzfahrt. Ein Teil des Wassers in Luxor ist auch über diese Kante gestürzt.