Der nächtliche Regen prasselt auf das Dach meines schwarzen Wohnmobils. Der Klang erinnert mich an eine Fahrt durch die Waschstraße. Ich ziehe den Reißverschluss meines dicken Schlafsacks bis ganz oben zu. Es ist kühl geworden heute Nacht. Alle 15 bis 20 Sekunden tropft es knapp an meinem Kopf vorbei auf das Leintuch. Das Dachfenster meines rollenden Appartement ist undicht.
Mittlerweile ist es drei Uhr früh. Ich versuche wieder einzuschlafen, doch die ersten LKWs rollen schon auf der Verbindungsstraße von Glasgow in den Norden Schottlands. Nur ein schmaler Grünstreifen aus Bäumen und Sträuchern trennen mein geparktes Wohnmobil von der 82er Landstraße. Die Regenfahrbahn verstärken den Lärm der Fahrzeuge. Linker Hand rauschen die Wellen von Loch Lomond.
In Schottland ist wildes Campieren erlaubt. Ich habe erst gestern Abend mein Wohnmobil für den Roadtrip durch Schottland übernommen. Gerade noch bevor es dunkel wurde, bin ich der Stadt Glasgow entflohen und habe den erstbesten Parkplatz zum Übernachten gewählt. Gleichzeitig mit dem Abstellen des Motors begann der Dauerregen. Er raubt mir den Schlaf.
Wenige Stunden macht mir das viele Wasser große Freude. Die Wassermassen stürzen sich über die Falls of Falloch. Die Erde auf dem kurzen Weg vom Parkplatz zum Wasserfall ist völlig durchnässt. Meine Schuhe machen erste Bekanntschaft mit schottischen Matsch. Meine Haut macht erste Bekanntschaft mit den schottischen Midges, so heißen die beißenden Stechmücken der Region.
Die warme Augustsonne kämpft zur Mittagszeit mit den Wolken. Das Match ist ziemlich ausgeglichen. Sonne und Wolken, Licht und Schatten geben dem Kilchurn Castle ein ständig anderes Aussehen.
Einen noch besseren Ausblick auf die alte Burg habe ich vom gegenüberliegenden Ufer. Ich versinke abermals mit den Schuhen in der vom Regen durchtränkten Erde und ich schwöre mir, bei der nächsten Gelegenheit Gummistiefel zu kaufen.
Links neben der schmalen Straße taucht plötzlich ein kleines graues Steingebäude auf. „Visitors welcome“ steht auf einer großen Anzeigentafel. Ich bleibe spontan stehen und besuche die Saint Conan`s Kirche. 1881 startete der Architekt Walter Campbell mit dem Bau der privaten Kirche. Seine Mutter sollte nicht soweit zur nächsten Kirche haben. Das Gebäude ist eine kuriose Ansammlung von verschiedenen Baustilen. Die Sonne hat übrigens mittlerweile die Oberhand gewonnen.
Mein Navi lotst mich zu einem Parkplatz, dessen Einfahrt mit großen gelben Tonnen versperrt ist. Umkehren kann ich mit meinem langen Wohnmobil nur auf dem danebenliegenden Hof eines Wirtschaftsgebäude. Ein großes Schild warnt bei der Einfahrt, dass umkehren nicht erlaubt ist. Ich habe keine andere Möglichkeit und mache mich schnell aus dem Staub. Ein paar hundert Meter weiter gibt es eine weitere Parkmöglichkeit. Von hier aus ist Stalker Castle gut zu fotografieren.
Mit Hilfe der App „park4night“ finde ich einen idyllischen Stellplatz am Rande eines Waldes.