Ich sitze auf einem Boot in einem Lehnstuhl aus Bambus. Rechts von mir liegt die Stadt Mandalay. Waren aller Art werden aus Schiffen entladen, Wäsche wird im Fluss gewaschen und Touristen besteigen Ausflugsboote. Ich habe mein eigenes Boot und beobachte das Treiben am Ufer.
Es ist kurz vor der Regenzeit, der Wasserstand ist sehr niedrig und der Fluss nur wenige Meter tief. Mein Kapitän kennt das Fahrwasser und die Sandbänke im breiten Ayeyarwady River ganz genau. Das Schiff ist für ihn und seine Frau auch deren zuhause. Zwei Männer winken von einem großen selbstgebauten Bambusfloß. Teakholzstämme liegen vereinzelt auf den schwimmenden Bambustransporter. Die wertvolle Ware wird flussabwärts gebracht.
Nach rund einer Stunde erreichen wir den Ort Mingun am anderen Ufer. Ein Ochsentaxi steht schon bereit, ich gehe die paar Meter aber gerne zu Fuß. Ein Koloss aus Ziegelsteinen steht vor mir. Ein König wollte hier mit über 150 Meter Höhe die größte Stupa der Welt zur Aufbewahrung eines Zahns von Buddha errichten. Sie wurde aber nur zu einem Drittel fertig. Wo der Zahn jetzt wohl ist?
Der Bau ist trotzdem beeindruckend. Millionen von Ziegelsteinen türmen aufeinander. Nur vier kleine Nischen sind an jeder Seite freigelassen, jeweils Platz für eine Buddhafigur und etwas Platz zum Beten.
Weiß wie Schnee ist die Myatheindan-Pagode. Die Sonne blendet, ohne eine Sonnenbrille wäre es für meine Augen unerträglich. Das Gebäude ließ der damalige König im Jahr 1816 zu Ehren seiner verstorbenen Lieblingsfrau errichten.
Unweit davon befindet sich das nächste Superlativ: die größte funktionstüchtige Glocke der Welt. Die Glocken werden in Myanmar geschlagen, ein Pendel fehlt also. Ich lasse es mir nicht nehmen um ins Innere zu kriechen. Die Mingun-Glocke hat eine Durchmesser von 5 Meter und wiegt ca. 9 Tonnen.
Das offizielle Programm meiner Reisefieber-Rundreise ist für heute beendet. Ich habe aber noch Lust auf mehr Entdeckungen und lasse mich zum Großmarkt von Mandalay bringen. Hier werden Waren in Großhandelsmengen verkauft. Taschen, Stoffe, Spielsachen, Haarspangen, all das, was man bei uns in Europa in den 1 € Shops bekommt gibt, gibt es in Großmengen zu Spottpreisen zu kaufen.
Zum Hotel retour will ich ein Taxi nehmen, aber kein Taxi weit und breit wartet auf mich. Auf einer Pickupladefläche sitzen vier Männer und ahnen wohl, wonach ich Ausschau halt „Transport, Transport?“ fragen sie mich. Die Pickups, die vor dem Markt stehen, sind alles Sammeltaxis. Ich handle eine Preis aus und werde nach vorne als Beifahrer eingeladen. Ich möchte aber lieber hinten in der normalen Economyklasse sitzen. Die Männer streifen den verknitterten Sitzteppich für mich aus und lachen, als ich mich auf die Ladefläche setze.