Reisedoktor

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Franz Roitner

Schottland: Die Stacks of Duncansby

Das helle Morgenlicht scheint heute bereits durch meine Dachluke. Mein Rücken schmerzt wieder einmal von der Nacht auf der Nichtmatratze. Wenigstens ist der starke Wind vorbei. In der Nacht habe ich lange überlegt ab welcher Windgeschwindigkeit so ein Wohnmobil umfällt. Hier wäre es doppelt blöd. Nicht weit vom Parkplatz gehen die Klippen steil abwärts in die kalte Nordsee.

Wohnmobil in Irland Leuchtturm in Irland

Meine subjektive Wahrnehmung war sicher stärker als die tatsächliche Windstärke. Gut, jetzt ist alles vorbei, ich steige aus dem Fahrzeug. Die Morgensonne zeigt ihr freundlichstes Gesicht. Der starke Wind bläst mir um die Ohren, mache mich trotzdem zu Fuß auf den Weg zu den Stacks of Duncansby.

Duncansby in Irland

In der engen tiefen Schlucht linkerhand nisten ein paar Möwen. Die brütenden Weibchen haben Hunger. Die Männchen segeln mit der Beute zu deren Liebsten und reichen die Beute von Schnabel zu Schnabel.

Irland Möwen

Ich sehe nun schon aus der Ferne die alleinstehenden Felsnadeln aus dem Meer emporragen. Ich denke an die 12 Aposteln auf der Great Ocean Road in Australien. Dort war ich auch noch nicht, ja nicht einmal ein Puzzle hatte ich davon. Ein Bild davon sollte aber jeder Reiseinteressierte bei dem Namen vor Augen haben.

Stacks of Duncansby

Ein paar Möwen kreisen am Himmel, ein paar fette Schafe grasen hinter mir, ansonsten bin ich ganz alleine. Ich lausche den Geräuschen in meiner Umgebung. Das ferne Rauschen der Wellen wird nur durch den Klang des Windes überdeckt. Ich drehe mich um, zwei Regenbogen wünschen mir einen guten Morgen. Dieser Tag kann kein schlechter werden.

Irland Regenbogen Steilklippe in Irland

Schottland: Dunrobin Castle und schottischer Whisky

Schottischer Whisky ist mein ständiger und treuer Reisebegleiter auf allen Erdteilen der Welt. Ist das Essen mal ein wenig zu fett oder misstraue ich der Reinlichkeit in der Küche, dann sage ich mir immer: Vorbeugen ist besser als Heilen. Schon die Eierspeise am Morgen könnte Schuld für eine Magen-Darm-Verstimmung sein. Lieber einen Schluck zu viel als zu wenig, ich will mir ja meine Reise nicht verderben.

Glenmorangie Whisky

Wenn ich selbst am Steuer sitze, dann bleibt meine Reiseapotheke bis am Abend geschlossen. Mein Reisewhisky ist Talisker. Der schmeckt dann abends doppelt so gut. Diese Destillerie steht auch noch auf meinen Reise-Plan durch Schottland. Eigentlich ist das der einzige Fixpunkt meiner Tour.

Glenmorangie Destillerie Glenmorangie Besichtigung

Heute besuche ich die Glenmorangie Destillerie. Sie liegt an meinen Weg nach Norden. Ich mache eine geführte Tour durch die Brennerei. Eindrucksvoll liegen mit dem flüssigen Gold gefüllte Eichenfässer im Lager und verharren hier zehn Jahre bis zum Abfüllung. Leider ist während der Tour fotografieren verboten. Verboten bleibt für mich auch die Whisky-Verkostung. Ich fahre selbst mit dem Wohnmobil durch Schottland. Ich benetze nur meinen Gaumen mit einem Glenmorangie, was zuwenig ist, um ein Urteil zu fällen.

Whisky Brennerei Schottland Glenmorangie

Majestätisch überblickt das Dunrobin Castle seinen großzügig angelegten Garten direkt am Meer. Die schmalen weißen Türme erinnern mich an Schloss Neuschwanstein. Das habe ich zwar noch nie besichtigt, aber ich hatte ein Puzzle mit 5.000 Teilen, vielleicht waren es auch 10.000 Teile, ich weiß es nicht mehr genau. Es war auf jeden Fall mein größtes unvollendetes Puzzle, ein Stück fehlte zum Schluss.

Dunrobin Castle Schottland

Die prunkvollen Räume sind wohnlich eingerichtet. In der Bibliothek stehen rund 10.000 Bücher und ein großer, alter Globus aus dem 19. Jahrhundert. Genau den hätte ich gerne in meiner Globensammlung.

Dunrobin Castle Bibliothek Dunrobin Castle Globus

Gerade noch vor der Sperrstunde um 16.00 Uhr bekomme ich einen Espresso in einem kleinen und sehr gemütlich eingerichteten Kaffeehaus.

Kaffeehaus Schottland Cafe in Schottland

Ich stoppe noch bei einem kleinen Friedhof, der die schottische Küste überblickt. Ein schöner letzter Ruheort.

Friedhof in Schottland

Schottland: Das Ungeheuer von Loch Ness

Schon als kleines Kind habe ich die Geschichten von Loch Ness geliebt. Zuerst wurden sie mir erzählt, dann habe ich sie selbst gelesen. Internet gab es damals noch nicht und so kam ich nur spärlich an Informationen. Rund 40 Jahre mussten vergehen, bis ich mir selbst ein Bild vor Ort machen kann.

Loch Ness    

Ich starre auf das Gewässer von Loch Ness. Plötzlich beobachte ich, wie aus der Ferne ein weißes Ungetüm in meine Richtung zusteuert. Es sieht aus wie eine riesengroße Tonne. Das Ding wird langsamer. Es kommt direkt an das Ufer und spuckt Menschenmassen aus seinen Bauch ans Ufer. Das muss das Ungeheuer von Loch Ness sein.

Ungeheuer von Loch Ness

Das Urquhart Castle ist bereits mit Touristen überfüllt. Drei Runden fahre ich mit meinem Wohnmobil über den Parkplatz, bis ein Auto seinen Platz endlich freigibt. Ich schiebe mich im Shop durch die Menschenmassen. Um ein hellblaues Schild mit der Nummer 17 steht eine Menschentraube aus Deutschland. Es sind Kreuzfahrer, die mit Bussen hierher gekarrt wurden und die schottische Einsamkeit suchen.

Urquhart Castle

Daneben versammelt sich die nächste Gruppe. Kurze Hose, übergewichtig, eine Baseballmütze auf dem Kopf und auf dem Poloshirt ein Aufkleber mit dem Namen Jim. Der Name wurde mit einem schwarzen Edding und mit der Hand geschrieben. Jim ist offensichtlich mit einer amerikanischen Reederei unterwegs. Endlich schaffe ich den Weg durch das Getümmel und erreiche das Gelände des Urquhart Castle.

Urquhart Castle Loch Ness Besucher Loch Ness

Die aus dem Schiff Ausgespuckten fotografieren sich wie kleine Ungeheuer durch die Anlage. Der Ort ist ein schöner, aber heute ein ungeheuerlich überlaufener. Loch Ness bleibt mir ein Rätsel.

Loch Ness in Schottland

Meine Einkäufe erledige ich in Invernes. Die Tesco-Filiale liegt mitten in der Stadt und ich nutze den Supermarktparkplatz gleich als Stellplatz für meine Stadtbesichtigung. In Inverness wurden anscheinend die restlichen Kreuzfahrer, die kein Ticket mehr für den Loch Ness Ausflug ergattert hatten, ausgespuckt.

Invernes in Schottland
Straße in Invernes

Portmahomack ist das Gegenteil von Over-Tourism. Der kleine Ort liegt direkt am Meer. Ein paar Einheimische gehen mit ihren Hunden am Strand spazieren, die Sonne steht schon tief am Himmel, die Möwen kreisen ihre letzten Runden. Im Restaurant „The Oystercatcher“ verkoste ich ein halbes Dutzend Austern. Schottischer Whisky schließt den Magen und den heutigen Tag.

Portmahomack
Austern in Schottland
Stellplatz in Portmahomack