Reisedoktor

Reisedoktor

Franz Roitner

Costa Rica: Night Tour im Monteverde Nebelwald

Zehn Touristen und ein Guide starten mit Taschenlampen in den Händen in die Nacht. Vor mir liegt der Nebelwald von Monteverde. Wir marschieren los. Wo soll ich hinleuchten? Auf den Boden um nicht zu stolpern und auf ein nachtaktives Tier zu treten? Auf die Sträucher links und rechts des Weges, um kleine Tiere zu entdecken? Rauf auf die hohen Bäume, vielleicht sehe ich ein Faultier? Meine Night Tour beginnt spannend.

Während ich noch vorsichtig meinen Weg ausleuchte, zeigt unser Guide Jason schon mit seiner Taschenlampe auf einen Ast in rund zwei Meter Höhe. Ich erkenne vorerst nichts. Doch plötzlich bewegt sich das Moos vor mir. Unglaublich wie gut getarnt dieses Insekt ist.

Moostier

Weiter geht es mit unseren Entdeckungen. Einige Meter weiter sitzt ein Frosch, vielleicht 2-3 cm groß, auf einem Blatt. Er lässt sich durch die Taschenlampen nicht beirren und denkt sich vielleicht, was sind das bloß für komisch große Glühwürmchen?

Frosch bei Nacht

Viele kleine und größere Spinnen und Käfer laufen durch die dunkle Nacht. Wenn die Taschenlampen aus sind, ist es stockdunkel. Jedes Rascheln könnte ein interessantes Tier sein. Zwei Stunden sind wir jetzt hier, was werde ich noch vor die Linse bekommen?

Jason stoppt vor einem 8-10 cm großem Loch in der schrägen Erdwand am Wegrand. Ich gehe mit meiner Kamera in die Hocke und zoome auf das Loch. Im Taschenlampenlicht kommt plötzlich eine handtellergroße Tarantel heraus. Ich erschrecke, denn durch mein Objekt scheint mir die Spinne ganz nah und riesig. Ich bin kein großer Freund von Spinnen. In der freien Natur mit einem gewissen Abstand sind sie ok, in geschlossenen Räumen mag ich sie gar nicht. Mit gemischten Gefühlen betrachte ich das Tier. Eigentlich wunderschön, aber doch läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken. Nach einer kurzen Vorstellung verschwindet die Tarantel wieder rückwärts in ihr zuhause. Ich bin begeistert, erstmals habe ich eine Tarantel in freier Natur gesehen.

Tarantel

Jetzt schleichen wir etwas abseits vom Weg ein paar Meter durchs Gebüsch. Im Licht der Taschenlampe ist eine grüne Schlange erkennbar. Der Kopf ist dreieckig, es ist eine Viper, und die sind immer giftig. Die Schlange bewegt sich kaum und starrt minutenlang auf den Boden, wahrscheinlich wartet sie auf eine Maus oder eine andere Beute. Hoffentlich auf neugierige Touristen. Mein Herz klopft. Nur wenige Meter trennen mich von der „Grüngelben Palmlanzenotter“, die zur Familie der Vipern gehört. Beißt sie ins Gesicht oder in den menschlichen Oberkörper, muss sehr rasch ein Antiserum gespritzt werden, ansonsten endet der Biss tödlich.

Palmlanzenotter

Skorpione sind ausschließlich nachtaktive Tiere. Jason geht mit einer Schwarzlicht-Lampe auf die Suche. Skorpione sind fluoreszierend und sind in dem Licht dieser speziellen Lampe gut aufzuspüren. Es dauert nicht lange, dann ruft er uns zu sich. Das nur etwa 5 cm lange Exemplar liegt wie tot auf einem Baumstamm. An wie vielen Skorpionen, Spinnen und Schlangen bin ich die letzten 90 Minuten knapp vorbei geschlichen?

Skorpion

Etwas größer ist die Stabheuschrecke, die auf einem dünnen Ast hängt. Ich sehe noch schlafende Vögel, Frösche und viele weitere Spinnen und Insekten. Aufgeregt kehre ich nach zwei Stunden zum Ausgangspunkt zurück. Ein Night Tour im Regenwald darf bei keiner Costa Rica Reise fehlen.

Stabheuschrecke

Costa Rica: Kaffeetour bei Don Juan in Monteverde

Die Kaffeebohnen aus der Region Monteverde gehören zu den besten der Welt. So steht es in meinem Reiseführer. Auf der bisherigen Reise ist der Kaffeegenuss ausgeblieben. In den Hotels habe ich bisher nur Filterkaffee angeboten bekommen, ich bevorzuge jedoch einen guten Espresso. Auf Filterkaffee verzichte ich gerne, Tee ist mir allemal lieber. Auch unterwegs hatte ich bisher kein Espressoglück.

Kaffeestrauch Kaffeebohne

Dementsprechend skeptisch starte ich die Führung auf der Kaffeeplantage von Don Juan. Der Guide bei der Kaffeetour erklärt, weshalb das Klima, die Höhenlage und der Boden hier die beste Grundlage für den Kaffeeanbau sei. Die gesamte Kaffeeernte von der Don Juan Anlage wird vor Ort geröstet, getrunken und an Touristen verkauft. Normalerweise landen die Kaffeebohnen aus Costa Rica in Europa. Dort erst werden sie geröstet und weiterverkauft.

Don Juan Monteverde Kaffeebohnen

Zum Schluss der Führung kann man Kaffee aus der Plantage kosten. Drei große Thermoskannen stehen zur Selbstbedienung bereit. Mein Vorfreude auf einen richtig guten Espresso war wohl zu groß. Doch da fragt der Guide, ob jemand einen Espresso möchte. „Claro que si“, schießt es aus meinem Mund. Das Wort Espresso hat meine dürftigen Spanischkenntnisse plötzlich geweckt. Ich melde mich überraschenderweise als Einziger der Gruppe. Während der Rest der Gäste das braune Brühwasser mit Milch und Zucker trinken, genieße ich einen köstlichen schwarzen Espresso.

Don Juan Kaffeetour Kaffee Espresso Costa Rica

Costa Rica: Nationalpark Rincón de la Vieja

Es stinkt und zwar gewaltig. Heute aber nicht nach Pferdestall, sondern nach Schwefel. Nach einer kurzen Wanderung im Nationalpark Rincón de la Vieja stehe ich nahe an den Fumerolen, wo Schwefeldampf aus der Erde austritt. Wenige Meter weiter blubbert kochend heißer Schlamm oder sprudelt Wasser aus dem Boden. Ich erinnere mich an so manchen Thermenbesuch in Österreich. In diesen Schlamm hier würde ich aber nicht reinspringen wollen. Weiter nördlich befindet sich der Vulkan Rincón, der für diese Erscheinungen verantwortlich ist. 2011 ist er das letzte Mal ausgebrochen. Unter der Erde kocht es aber weiter.

Rincón de la Vieja Costa Rica Bäume Costa Rica

Das Klima ist in dieser Region viel trockener, als in den bisher von mir bereisten Gebieten in Costa Rica. Die Vegetation ist entsprechend weniger üppig. Umso leichter ist es daher Tiere zu entdecken. Ich höre es in den Blättern ober mir rascheln. Die Laute kommen mir bekannt vor, das letzte Mal waren es Klammeraffen, die sich in den Baumkronen bewegten. Da, ich entdecke ein Fell in einer Astgabel, Klammeraffe oder Brüllaffe, welche Art ist es, frage ich mich? Dann dreht das Tier seinen Kopf und ich bin erstaunt. Ein Ameisenbär sitzt da.

Ameisenbär

Ich beobachte den Nördlichen Tamandua (so ist sein exakter Name), bis er sich auf und davon macht. Zufrieden über diese Entdeckung maschiere ich zurück zum Parkplatz. Da läuft mir doch glatt ein Nasenbär über den Weg. So viel Glück muss man einmal haben. Noch nie zuvor habe ich einen Ameisenbären oder einen Nasenbären in freier Natur gesehen, und dann gleich beide Arten innerhalb von einer Stunde. Das nenne ich echtes Bärenglück.

Nasenbär Nasenbär Costa Rica

Ja und übrigens, hier gibt es auch traumhafte Wasserfälle …

Rincón de la Vieja Wasserfall

… und viele Schmetterlinge.

Falter Costa Rica Schmetterling