Eine mutige Frau hat vor hunderten von Jahren Seidenraupen in einem Stock aus China nach Usbekistan geschmuggelt. Seitdem werden in Margilan Seidenraupen gezüchtet und wertvolle Seidenstoffe hergestellt.
Die Ikat-Stoffe aus Margilan sind weltberühmt. Die Seidenfabrik, in der ich mich befinde, hat auch schon für die Modedynastie Gucci gefertigt.
Ich zähle sechs Brautpaare im Park vor der Statue des frühmittelalterlichen Astronomen Farghani. Der Pavillon in Quva ist ein beliebtes Fotomotiv für Hochzeitsgesellschaften. Im Park stehen große Bögen und Herzen mit Kunststoffblumen als Fotokulisse. Ein Brautpaar nach dem anderen stellt sich brav an.
Über mir kreist eine Drohne, die den Festtag von oben fotografiert. Nur die Bräute scheinen traurig zu sein, kein Lächeln entkommt ihnen. Mit bitterernster Miene steigen sie mit den ungewohnten Stöckelschuhen auf den Pflastersteinen herum. Die Bräute bringen mit ihrer Miene den Abschied von der Familie zum Ausdruck. Sie leben ab jetzt bei der Familie ihrer Männer. Die Tradition will es so.
Touristen sind in diesem Teil von Usbekistan selten. Überall wird hinter mir getuschelt „Tourist, Tourist“. Die besonders Mutigen fragen nach einem Selfie mit mir und ich lasse auch gleich ein Gruppenbild anfertigen. Ein schöner Abschied aus Usbekistan.