Reisedoktor

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Franz Roitner

Cabo Verde Fast Ferry – immer den Horizont fixieren

Ich steige auf die Cabo Verde Fast Ferry, die rund vier Stunden Fahrzeit für die Überfahrt nach Santiago braucht. Wie der Name sagt, ist das Schnellboot zwar schneller als eine normale Fähre, hat aber einen großen Nachteil:  Sie besitzt keinen Tiefgang hat und reitet sozusagen auf den Wellen. Eine Tafel in der Fähre wünscht einen „Relaxing Trip“. Eine ganze Weile fährt man an der Küste der Insel Fogo entlang. Der hoch aufragenden Vulkankegel ist gut zu sehen. Ich kann noch das Rauchen des aktiven kleineren Kegels beobachten. Kurz nachdem wir aus dem windgeschützten Bereich der Insel fahren ist es aber vorbei mit dem „Relaxing Stay“.

Cabo Verde Fast Ferry Fähre Kapverden

Der Wellengang wird höher und das Schnellboot schlägt unaufhörlich auf den Wellen auf. Ich entscheide mich draußen zu bleiben und verzichte auf den Sitz im großen Aufenthaltsraum, wo rund 160 Passagiere Platz genommen haben. „Immer den Horziont fixieren“, hat mir ein alter Seemann in Australien geraten, denn dann gerät das Gleichgewichtssystem nicht aus dem Lot und man kann so die Seekrankheit abwenden. Während ich weiter den Horziont fixiere, werden im  großen Aufenthaltsraum bereits die Spucksackerl hin- und hergereicht.  Crewmitglieder tauschen volle gegen leere und helfen älteren Gästen beim Gang aufs WC. Bei dem Wellengang scheint dieses Vorhaben unlösbar, aber was soll man tun, wenn die Blase drückt.

Fastferry Kap Verde Speibsackerl auf der Fähre

Schön ist wenn am Horizont, den ich seit Stunden fixiere, die Umrisse der Ankunftsinsel erkennbar werden. Vier Stunden später und nach einem Verbrauch von geschätzten 2-3 Sackerl pro Person ist die Fahrt vorbei. „Immer den Horziont fixieren“ – Danke, australischer Seebär! – Ich bin von der Seekrankheit verschont geblieben.

Nachtrag: Am nächsten Tag sank die Fähre Vincente 3 km vor der Küste von Fogo. Ich habe sie von der Insel Santigo noch am Horizont auf ihrer Unglücksfahrt gesehen. Insgesamt waren 26 Menschen an Board, 15 Menschen starben. In die europäischen Medien „schaffte“ es die gesunkene Fähre kaum, zu weit weg ist Afrika für die Medienwelt.

Fogo: Sao Filipe lädt zum Verweilen

Nach einer mehrstündigen Inselumrundung mit meinem Mietwagen bleibt noch etwas Zeit um den Ort Sao Filipe zu erkunden. Viele alte Häuser sind gut erhalten oder wurden erst kürzlich renoviert, viele stehen aber auch zum Verkauf. Dazwischen entdecken ich kleine Geschäfte und wie überall auf den Kap Verden chinesische Händler, die sich hier niedergelassen haben.

Fogo, Kapverden Sao Filipe

Einige kleine Restaurants und Lokale sind besonders stimmig eingerichtet und nach dem anstrengenden Tag kann man hier so richtig gut verweilen. Schön wäre es hier jetzt ein paar Tage zu bleiben und die Eindrücke der letzten Tage zu verarbeiten.  Auch könnte man hier in aller Ruhe ein gutes Buch lesen.

Fogo Cafe auf Fogo

Zum Verweilen bleibt mir persönlich leider keine Zeit, denn morgen geht´s mit der Fähre schon wieder zurück auf die Insel Santiago.

Sao Filipe auf Fogo Schlafender Hund

Vulkan Pico Pequeno auf der Insel Fogo

Vor 6 Wochen ist der Vulkan Pico Pequeno auf der Insel Fogo ausgebrochen. Heute früh miete ich mir ein Auto und bin schon gespannt, ob die Zufahrt zum Vulkan möglich ist. Der Vulkan hat sich nach Medienberichten bereits beruhigt, und so hoffe ich, dass die Straße bereits offen ist beziehungsweise mich das Militär durchlässt. Die Straße führt von Sao Philipe hinauf zur Caldeira, wo die Einfahrt zum Parque Natural do Fogo ist.

Parque Natural do Fogo Vulkan Pico Pequeno

Es stehen zwar Sperrgitter auf den Straßen, aber eine Fahrbahn ist offen und so fahre ich ein Stück weiter bis ein mehrere Meter hoher Gesteinswall sich über die Straße breitet. Unverstellbar, dass die Gesteinsmasse erst ein paar Wochen alt ist.

Caldeira auf Fogo Vulkangestein

Auf der rechten Seite ragt der über 2800 Meter Pico do Fogo in die Höhe. Dieser Vulkankegel zeigt jedoch seit 1750 keine geologischen Aktivitäten. Die Vulkanausbrüche der letzten Jahrhunderte ereigneten sich in der Caldeira. 1995 gab es den letzten großen Ausbruch und am 23. November 2014 begann die Lava erneut zu fließen. Immer wieder schnaubt der Pico Pequeno und von Zeit zu Zeit sehe ich wie Gesteinsbrocken in die Höhe fliegen. Das grummelnde Geräusch hallt an den Felsenwänden des Kraterrandes.

Vulkanausbruch Fogo