Reisedoktor

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Franz Roitner

Begräbniszeremonie in Tana Toraja - Tag 1

Mit einem etwas eigenartigen Gefühl gehe ich mit Astor zum Haus des Verstorbenen. Aufwändig wurden in den letzten Wochen mit Bambusstämmen überdachte Sitzgelegenheiten errichtet. Die Kojen sind nummeriert und für jede Familie, die an den Feierlichkeiten teilnimmt, ist ein Platz reserviert. Wir nehmen bei der Nichte des Verstorbenen Platz. Aus dem Lautsprecher tönt laute Musik, die Stimmung ist fröhlich. Es wird gelacht und viel geraucht. Als Gastgeschenk überreiche ich an die Nichte eine Stange Zigaretten. Ich erhalte stark gesüßten Tee und gebackene Bananen zum Naschen.

Tana Toraja Haus Schwein Sulawesi

Etwa 400 bis 500 Gäste haben sich bis jetzt eingefunden. Am frühen Morgen wurden bereits ein Büffel und mehrere Schwein geschlachtet. Das Büffelfleisch köchelt in einem Kessel vor sich hin, das Schweinefleisch wurde in Bambusrohre gefüllt und über offenem Feuer gegart. Ich bekomme gedämpften Reis und Büffelfleisch zu essen. Auch hier isst man traditionell einfach mit den Fingern. Der Geschmack erinnert mich an das gekochte Rindfleisch, dass es bei uns zuhause üblicherweise nach Beerdigungen zu essen gibt.

Begräbnis Tanz Büffelfleisch

Ein Gong ertönt und die Totenmesse beginnt. In Indonesien ist der Islam die wichtigste Religion, doch die Bewohner in Tana Toraja sind schon vor Jahrzehnten zum Christentum übergetreten. Die meisten leben jedoch nach animistischen Glauben. Nach einer Stunde christlicher Messe, ich vertrete mir in der Zwischenzeit etwas die Füße, verabschiedet sich der Priester und die jahrtausende alten Bräuche werden fortgesetzt. Der Sarg wird vor die Hauseingangstür aufgestellt und die engste Familie empfängt Gäste. Es herrscht ein Kommen und Gehen, Festtagsstimmung.

Begräbnis Tana Toraja

Ankunft in der Region Tana Toraja

Über die Hotelrezeption organisiere ich mir einen Guide für die nächsten drei Tage. Astor kommt am Abend ins Hotel in Rantepao und wir besprechen das Programm und den Preis für die dreitägige Tour.

Rantepao Guide in Rantepao

Die Region Tana Toraja ist für die tagelangen Begräbniszeremonien bekannt und so hoffe ich insgeheim, dass es hier in den nächsten Tagen irgendwo eine Bestattung gibt. Etwas eigenartig ist der Gedanke schon, ein Begräbnis als Touristenattraktion. Das Verdrängen von Tod ist Teil der europäischen Kultur, in dieser Region, wo ich gerade zu Gast bin, werden Begräbnisse gefeiert und ausdrücklich Touristen eingeladen. Je mehr Besucher bei einem Begräbnis eintreffen, umso mehr steigt das Ansehen des Verstorbenen. Astor meint, ich hätte Glück. Er kenne eine Familie, die soeben ein Begräbnis vorbereitet.

Lemu, Tana Toraja, Sulawesi

Zuerst geht es gemeinsam nach Lemo. Schon von weitem sehe ich eine steile Felsenwand. In den Felsen sind Gräber gehauen. Vor den Grabeingängen stehen oft Tau-Tau Figuren. Dies sind Holzfiguren, die nach dem Abbild des Verstorbenen geschnitzt werden. Diese stehen dann vor den eigenen Gräbern. Der Weg führt entlang an weiteren Felsen, wo sich alte Grabkammern befinden. Die Holztüren sind schon oft vermodert und die Knochen der Verstorbenen sind zu sehen.

Tau Tau Figuren Tau Tau

Jetzt besuchen wir eine Höhle, wo einfach die Särge kreuz und quer und übereinander gestapelt sind. Dazwischen liegen Totenschädel und weiter Knochen. Ich gehe mit etwas weichen Knie zwischen den Särgen herum. Die Menschen haben hier einen komplett anderen Zugang zum Tod.

Gräber in Tana Toraja Skelette