Seit gestern Nachmittag bin ich jetzt auf dem Nil unterwegs. Ich sitze am Sonnendeck und lasse die Landschaft an mir vorbeigleiten. Der Nil war bis zum Bau der Eisenbahn Mitte des 19. Jhdts. die wichtigste Verkehrsader des Landes. Vom Süden nach Norden ließ man sich mit dem Strom treiben. In der Gegenrichtung musste man nur die Segel setzen, denn der Wind bläst hier kontinuierlich von Norden nach Süden.
Ich habe mir ein Buch mit an Deck der MS Grand Sun genommen, schaffe aber pro Stunde nur ein 3-4 Seiten. Alle paar Minuten ändert sich die Uferlandschaft: grüne Pflanzengürteln vor Wüstengestein wechseln mit kleinen Städten und Dörfern. Fischer am Nil sind genauso zu beobachten wie Bauern, die die fruchtbaren Böden bewirtschaften oder Kühe zur Tränke ans Ufer führen.
Sobald ich mich vom Fotografieren und Staunen hinsetze, tut sich ein neuer Anblick auf. Steuerboard – Backboard – die Schiffsseiten übertreffen sich an Schönheit. Nach ein paar Stunden gebe ich auf, und habe den einzig richtigen Weg gefunden, die Fahrt richtig zu genießen: in einen Stuhl setzen, die Fotokamera beiseite legen und einfach die Stimmung auf mich wirken lassen.
Beim Anblick vollkommener Schönheit schwinden die Sinne. altägyptische Weisheit