Reisedoktor

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Franz Roitner

Äthiopien: Blutbrustpaviane im Semien Nationalpark

Die braune Wiese riecht nach Kräutern und vertrocknetem Gras. Ich sitze auf dem stacheligen Boden. Aus allen Richtungen höre ich das Zupfen von Gras, ansonsten ist es ruhig. Kein zwei Meter von mir entfernt knabbert ein junger Blutbrustpavian an einem Halm. Er lehnt dabei bequem am dicken Fell seiner Mutter und beobachtet mich misstrauisch.

Blutbrustpaviane Äthiopien

Die Pavianmutter steht auf und wirft dabei mit dem Schwanz das Junge um. Es steht erschreckt auf, umklammert im nächsten Augenblick den Schwanz der Mama. Geschickt dreht die Mutter ihren Schwanz um die eigen Achse und hebt dabei ihr Kleines auf den Rücken, beide ziehen weiter.

Pavian Baby Pavian Familie

Auch die anderen Tiere ziehen an mir vorbei. Ich schätze rund 150 Bärenbrustpaviane grasen um mich herum. Ich höre ein eigenartiges, fremdklingendes Kreischen und Quitschen, zwei Jungtiere streiten. Sofort läuft das gewaltige Familienoberhaupt hin und schlichtet den Streit. Seine Mähne erinnert an die eines Löwen. Stolz schreitet er zwischen seine Frauen und Kindern herum.

Blutbrustpavian Semien Nationalpark

Von mir nimmt das männliche Oberhaupt so gut wie keine Notiz. Stolz geht er wenige Meter an mir vorbei. Er weiß, das er der Chef ist. Neben dem Fressen ist die Hauptbeschäftigung der Paviane die gegenseitige Fellpflege. Akribisch genau wird das Fell nach Zecken und andere Ungeziefer durchsucht.

Fellpflege Paviane Blutbrustpavian in Äthiopien

Die große Herde ist inzwischen weitergezogen. Ich mache mich ebenfalls auf den Weg, umkreise die Tiere und setze mich in Marschrichtung wieder ins Gras, sodass die große Gruppe direkt auf mich zukommt. Ein paar Minuten später bin ich wieder von den Tieren eingekreist. Sie vertrauen mir und blicken mir direkt in die Augen, nur die Kleinen bleiben weiterhin misstrauisch.

Gruppe Paviane Simien Pavian Äthiopien

Äthiopien: Semien Mountain Nationalpark

Ich beziehe die höchste Lodge Afrikas. Auf 3260 Meter Seehöhe liegt die Semien Lodge im gleichnamigen Nationalpark.

Simien Lodge Äthiopien

Hier oben weht ein kühler Wind. In der gebuchten Rundhütte suche ich vergeblich die Heizung.

Semien Lodge Zimmer Semien Lodge Rundhütte

In der höchsten Bar Afrikas ist es ebenfalls kalt. In der Mitte des Raums steht ein großer offener Kamin, der abends hoffentlich in Betrieb ist.

Höchste Bar in Afrika Simien Lodge Bar

Die Landschaft ist großartig. Ich wandere am Rand einer Klippe. Auf der rechten Seite entdecke ich Tiere, wie einen Buschbock oder einen Klippschliefer. Über mir kreisen Lammergeyer.

Buschbock in Äthiopien Klippschliefer im Semien Nationalpark

Links geht es rund 500 Meter steil bergab. So eine Landschaft habe ich in Äthiopien nicht erwartet.

Semien Nationalpark

Botswana - Camping im Moremi Game Reserve

Mein heutiger Campingplatz am North Gate im Moremi Game Reserve ist wie viele andere in Botswana nicht eingezäunt. Mit Tierbesuchen ist zu rechnen. Nach über zwei Wochen Camping habe ich Routine im Lagerfeuer machen und habe schon stundenlang in die Glut geschaut. Das ist spannender als jedes Fernsehprogramm.

Moremi North Gate North Gate Moremi Camping

Das Lagerfeuer wärmt mein Gesicht. Der leichte Wind dreht sich immer wieder und bläst mir den Rauch entgegen. Um nicht dem Erstickungstod zu erliegen, rücke ich mit meinen Campingsessel wie bei der Reise nach Jerusalem ständig um das glühende Holz.

Lagerfeuer Botswana

Immer wieder raschelt es im Gebüsch. Anfangs leuchte ich noch gespannt mit meiner Taschenlampe um etwaige Tiere zu erkennen. Mit der Zeit gewöhne ich mich aber an das Rascheln. Es ist stockdunkel und außer dem Lagerfeuer und meiner Taschenlampe gibt es kein Licht. Plötzlich höre ich ein Geräusch das irgendwie anders klingt. Größere Äste vom Buschwerk scheinen sich zu bewegen. Ich leuchte mit meiner Lampe auf die Stelle.

  Hyäne bei Nacht 

Eine ausgewachsene Tüpfelhyäne mit einer Schulterhöhe von geschätzten 80 cm kommt zwischen den Zweigen hervor. Die beiden Augen reflektieren mein Taschenlampenlicht. Die Hyäne schaut mich an, macht einen Bogen um mich und schleicht wieder davon. Zweimal dreht sie sich um und schaut in meinen Lichtkegel. Dann verschwindet sie im Dunkeln der Nacht. Mein Puls ist auf 200. Ich schreite die Distanz zu den Fußspuren ab und messe acht Meter Entfernung. Der nächste Campingstellplatz ist rund 70-80 Meter entfernt, mein Campingfahrzeug und ich sind quasi von Büschen umgeben. Wie viele Tiere mögen hier in der Nacht herumschleichen?

Moremi Game Reserve Xakanaka Camping

Am nächsten Tage beziehe ich den Xakanaxa Campingplatz im Moremi Nationalpark. Mein Stellplatz liegt hinter hohem Schilfgras direkt am Wasser des Okavangodeltas. Ich inspiziere die Fußspuren im Sand. Ein Elefant dürfte heute schon durch das Camp gegangen sein. Antilopenspuren, wahrscheinlich von Impalas, sind ebenfalls gut zu erkennen. Auch Spuren von einem Löwen finde ich auf der Zufahrt. Vögel zwitschern und singen in den Bäumen. Ein Specht klopft unaufhörlich in dem großen Baum hinter mir. Affen laufen in Sichtweite vorbei. Im Hintergrund höre ich die typischen Geräusche von Flusspferden. Was hat Mutter Natur sich nur bei den Lauten der Hippos gedacht?

Flusspferd - Mensch - Elefant Löwenspur

Die dritte und vierte Nacht im Moremi Game Reserve verbringe ich im Third Bridge Campsite. Der Platz im Nationalpark liegt hinter der gleichnamigen Brücke, von der derzeit nur die Hälfte übrig geblieben ist. Den zweiten Brückenabschnitt fahre ich durch 70 cm tiefes Wasser. Ich spüre die Holzbalken im Wasser.

Third Bridge Campsite

Ich sitze beim Lagerfeuer und höre wieder den Flusspferden zu. Die Laute sind ganz in der Nähe. Nachts kommen die Tiere an Land um zu fressen. Mit meiner Taschenlampe sehe ich ein Koloss im Gebüsch an meiner Campingstellfläche vorbeigehen.

Flusspferd bei Nacht

Ich blicke auf meine Uhr, es ist 3:35 Uhr früh. Von weitem höre ich das Brechen von Ästen. Elefanten dürften in der Nähe sein. Ich lausche dem lauten Knacken des Holzes und dem Rascheln der Blätter. Plötzlich höre ich nahe Geräusche. Schleicht hier jemand ums Auto herum? Außer ein paar Campingplatzbesucher sind wir mitten in der Wildnis. Das sind keine Menschen.

Neugierig öffne ich den inneren Reißverschluss von meinem Dachzelt. Dann den Reißverschluss des Fliegengitters. Mein Taschenlampe habe ich griffbereit. Unglaublich, ein Leopard schleicht am Stellplatz herum. Ich dürfte ihn aber gestört haben und er geht langsam davon.

Leopard bei Nacht

Der Leopard war kein Traum. Den Rest der Nacht träume ich aber von Tieren, die ich von meinem Zeltfenster aus beobachte. Die Campingplätze in Botswana sind meist sehr groß. Den Nachbarn sehe ich oft gar nicht. Zu den Duschen und zum WC fahre ich in der Früh mit dem Auto. Die Straße bleibt heute ein paar Minuten von Elefanten blockiert. Denen habe ich es zu verdanken, dass ich in der Nacht aufgewacht bin und den Leopard gesehen habe.

Blick aus dem Dachzelt Campingplatz Elefanten