Reisedoktor

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Franz Roitner

Usbekistan: Chiwa – museale Altstadt und lebendige Neustadt

Mein Guide Alisher begleitet mich die ganze Usbekistanreise und führt mich heute auch durch das UNESCO Weltkulturerbe in Chiwa. Die Altstadt ist zur Gänze mit einer rund 2,2 km langen Stadtmauer aus Lehm umgeben. Vier Tore bieten Zugang. Wir wählen das Westtor und besichtigen die vielen alten Bauwerke, Museen und alten Moscheen. In den Gassen tummeln sich ausländische und inländische Reisende. Khiwa ist ein beliebter Ausflugsort für die Usbeken.

Chiwa - Khiwa - Usbekistan
 
 
 

Am Nachmittag habe ich Freizeit. Direkt am Ausgang des Osttors packen die Frauen und Männer ihre Marktstände zusammen. Viele Verkaufsplätze sind schon leer, manche scheinen bis zum Abend zu bleiben. Ich stelle mich am Rand des Platzes und beobachte die Händler.

Markt in Chiwa Khiwa Markt

Viele sind mit dem Geldzählen beschäftigt. Mir scheint, dass nach jedem Verkauf, die gesamte Tageskasse gezählt wird. Bündel von Som stapeln sich neben den Händler. Der Großteil der Scheine sind 1000 Som, das sind umgerechnet 10 Cent in Euro.

Som Geld in Usbekistan 

Seit kurzem gibt es einen 50.000 Som Schein, also einen 5 Euro Schein. Usbekistan ist vor Ort zwar extrem günstig, für die Tageslosung benötigt ein Marktstandler aber dann schon eine mittelgroße Tragetasche. 

 Marktstand Usbekistan

Usbekistan: Fahrt von Nukus nach Khiwa

Allah meint es heute nicht gut mit uns. Es schüttet wie aus Kübeln. Zusätzlich weht eiskalter Wind, sodass mir der Regen waagrecht entgegenkommt. Die 200 Meter vom Hotel zum Igor Savitsky Museum in Nukus fahren wir mit dem Auto, denn geduscht habe ich schon im Hotelzimmer. Das Museum überrascht mich mit einer umfangreichen Sammlung von Bildern aus der ehemaligen Sowjetunion. Dabei bekomme ich nur 3% der Exponate zu Gesicht.

Igor Savitsky Museum Igor Savitsky Museum Nukus

Gemälde von Künstlern, von denen ich noch gehört habe, zeigen Bilder von Weltklasse. Die Kunstvermittlerin spricht akzentfrei deutsch und hat ein unglaubliches Wissen zu jedem Werk. Dieses Museum wäre in den großen Metropolen der Welt ein Publikumsmagnet. Die Kleinstadt Nukus liegt nur mitten im nirgendwo.Würde nicht der ausgetrocknete Aralsee Touristen anlocken, würden wohl noch weniger als die jährlich 5.000 ausländischen Besucher kommen.

Nukus Igor Savitsky Museum  Igor Savitsky Museum Usbekistan

Bei der Fahrt nach Khiwa regnet es weiterhin stark. Irgendwo im Auto dringt Regenwasser ins Innere, die Rückbank ist nach rund zwei Stunden Fahrt vollkommen durchnässt. In Khiwa angekommen beruhigt sich das Wetter und am späten Nachmittag kommt sogar die Sonne durch. Der erste Weg in der Altstadt führt mich zu einem der Minarette. Für den Aufstieg zahlt man 7.000 usbekische Som, rund 0,70 Euro. Ich habe 6.000 Som oder 10.000 er Scheine eingesteckt. Die Kassiererin mit einer goldenen oberen Zahnreihe nimmt die 6.000, weil sie kein Wechselgeld. Ich will ihr 10.000 geben, aber das akzeptiert sie nicht. „It´s OK“.

Khiwa Minarett

Von der lächelnden alten Frau folgen Warnhinweise für den Aufstieg. Zuerst ist es sehr dunkel, die Stufen sind steil, ich soll langsam gehen und aufpassen, dass ich mir den Kopf nicht verletze. Dann wünscht sie mir noch „good luck“, als ob ich den Mount Everest besteigen würde und ich aufgrund der wilden Bedingungen umkommen könnte.

Khiwa Minarett AltstadtMinarett Khiwa

Die Stufen sind steil, manchmal fast kniehoch. Auf allen Vieren besteige ich im Inneren das Minarett. Es zahlt sich aus. Der Blick über die Altstadt von Khiwa ist fantastisch und ich freue mich schon auf den morgigen Besichtigungstag.

Khiwa Chiwa Usbekistan

Scheinwerfer (manche davon bunt) beleuchten am Abend einige der historischen Bauwerke.

Khiwa bei Nacht
Chiwa bei Nacht Khiwa Usbekistan

Usbekistan: Auf der Suche nach dem Aralsee

Vom Uferrand blicke ich rund 20 Meter hinab auf neun Boote. Sie liegen fast nebeneinander. Weiter rechts stehen noch weitere zwei weitere Schiffe.

Aralsee ausgetrocknet Aralsee Usbekistan

Die Boote rosten am sandigen Seegrund vor sich hin. Kein Vogel am Himmel, keine Menschenseele weit und breit. Die Kulisse könnte für einen Film gemacht worden sein, ist aber traurige Realität.

Schiffswrack Aralsee

Bis in die 70er Jahren wurde am Aralsee intensiv Fischfang betrieben. Die verarbeiteten Fischkonserven wurden in die gesamte Sowjetunion verteilt. Die Fläche des Sees belief sich auf rund 68.000 km², und war damit fast so groß wie Irland. Heute ist nur mehr eine Ausdehnung von rund 8.000 km² übrig, die Reste des verbliebenen Sees ist hunderte Kilometer von hier entfernt.

Aralsee Fischerei Usbekistan Aralsee

Ich spaziere zwischen den verrosteten Booten umher. Die Motoren wurden entfernt, nur die Hülle ist bei der Austrocknung des Sees liegengeblieben. Über das Verschwinden des Wassers gibt es viele Theorien. Im sandigen Boden liegen leere Muscheln. Sie sind die letzten Zeugen von tierischem Leben im See. Ich hebe eine auf und lasse sie wieder fallen. Sie versinkt im Sand, so wie das Wasser verschwunden ist.

Aralsee Schiffswracks