Reisedoktor

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Franz Roitner

Im Zentrum der Stadt Bahla, Oman

Ich parke mein Fahrzeug im Zentrum der Stadt Bahla. In dem Moment reitet ein alter Mann auf einem Esel an einem parkenden Auto vorbei. Alte und neue Welt treffen hier aneinander. In Bahla steht das größte Lehmfort Omans, dass erst seit kurzem zur Besichtigung freigegeben worden ist (donnerstags und freitags).

Esel & Auto im Oman Fort Bahla, Oman

Die Altstadt um das Fort ist ebenfalls aus Lehm errichtet, verfällt aber zunehmend. Ich spaziere durch die Häuserruinen, in denen ich noch Wohngegenstände, wie ein altes Buch finde. Ansonsten liegt viel Müll, vor allem Plastikabfall, in den alten Räumlichkeiten.

Altstadt von Bahla Altes Buch, Oman

Ob die alten Lehmbauten bald neuen, modernen Gebäuden Platz machen oder vielleicht renoviert werden, konnte ich leider nicht herausfinden.

Lehmstadt von Bahla Alte Gasse, Bahla, Oman

Der Palast von Jabrin

Der historische Palast von Jabrin war ein Wohnschloß aus dem 17. Jahrhundert und gilt als eines der schönsten Gebäude im Oman. Der Imam Bil´arub bin Sultan al-Ya`a-ruba ließ diesen Palast als seine Wohnresidenz und als Ort des Wissens erbauen. Der Imam förderte wissenschaftliches und künstlerisches Schaffen von Astrologen, Medizinern, Historikern, Rechtsgelehrten und Poeten.

Der Palast von Jabrin Alte Bibliothek

Ich starte meinen Rundgang im Dattellager, einem dunklen Raum im Erdgeschoß, der mich an einen Keller erinnert. Hier wurden früher Tonnen von Datteln gelagert. Das Eigengewicht der Datteln drückte dicken, honigähnlichen Dattelsaft aus den Früchten. Dieser Saft floss in schmale Kanäle im Boden, wurde in Behältern aufgefangen und zum Kochen verwendet.

Dattellager Palast im Oman

Doch auch zur Abwehr wurde der Saft benützt. Denn als der Bruder des Iman ihm die Herrschaft streitig machte, wurden Wehrmauern und Kanonentürme errichtet und durch kleine Öffnungen in den Mauern wurden die Angreifer mit heißem Dattelsaft verbrüht. Nach dem Tod Bil’arubs verlor der Palast an Bedeutung und verfiel.

Palastmauer Jabrin Palast Lampe

Erst 1984 begannen umfangreiche Renovierungsarbeiten. Fast alle Räumlichkeiten sind heute zugänglich. In vielen sind antike Möbelstücke und traditionelle Gegenstände ausgestellt. Ich bekomme so einen interessanten Einblick in das Leben vor über 300 Jahren.

Küche im alten Palast Jabrin, Oman

Durch Wadis und über die Passtraße nach Al-Hamra

Ich starte heute morgen in der Stadt Rustaq und fahre in das Wadi Sahtan. Ein Wadi ist ein Trockenflußtal, also ein ausgetrocknetes Flußbett, das zeitweise aber Oberflächenwasser führen kann. Abenteuerlich ist in meinem Reiseführer die Fahrtstrecke durch das Wadi Sahtan beschrieben. Die vielen Engstellen und Wasserfurten sind aber mittlerweile verschwunden. Ich fahre gemütlich über eine gut ausgebaute Schotterpiste und wahrscheinlich zieht sich bald ein Asphaltband durch das Tal.

Wadi Sahtan Dorf im Wadi Sahtan

Ich komme vorbei an kleinen Dörfern, wo ich mir Zeit für kleine Rundgänge nehme. Ein alter Mann schläft im Morgenlicht vor seiner Haustüre, Frauen machen die Wäsche. Das Leben geht gemütlich seinen Lauf.

Mann im Oman Frauen im Oman

Was hier im Wadi fehlt, ist die Straßenbeschilderung. Die Schotterpisten verzweigen sich alle paar Kilometer und es fehlen entweder die Richtungswegweiser oder es sind Orte ausgeschildert, die ich in keiner meiner Karten finden kann. Nach mehreren Irrfahrten finde ich dann doch noch den Weg in das Wadi Bani Awf.

Wadi Bani Awf Wadi Sahtan Oman

Die Straße führt am Ende des Trockentales weiter auf einen Pass über rund 2000 Meter Seehöhe. Ohne Allradauto ist eine Fahrt hier unmöglich. An einer weiteren Weggabelung warte ich rund 15 Minuten auf ein entgegenkommendes Fahrzeug, um nach den richtigen Weg zu fragen. Man kommt nur sehr langsam voran und ein paar Kilometer in die falsche Richtung kostet bis zu einer Stunde Zeit. Eng am Felsen führt die Piste jetzt steil die Passstraße bergauf. Spektakuläre Ausblicke lassen mich immer wieder stoppen und fotografieren.

Snake Gorge Oman Gebirge Oman