Reisedoktor

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Franz Roitner

Ein Tag in La Paz - Bolivien

Unsere organisierte Stadtrundfahrt beginnt mit einer Fahrt an den Stadtrand. Das sogenannte Mondtal besteht aus Wind und Regen geformten Steinformationen. Große Teile dieser Landschaft mussten in den letzten Jahrhunderten Häusern weichen. Eine knappe Stunde spaziere ich auf einem markierten Weg durch die bizarre Landschaft.

La Paz Mondtal Mondtal in La Paz

Ich werde schon ein wenig ungeduldig, denn ich habe heute nur einen Tag für die Entdeckung von La Paz zur Verfügung. Einen Teil der Strecke retour ins Stadtzentrum unternehmen wir mit einer Gondelbahn. Die Stadt besitzt mittlerweile vier Seilbahnen, das Netz wird in den nächsten Jahren ausgebaut. Es ist eine spannende Alternative zu einem U-Bahnnetz, das in dem hügeligen Gelände der Stadt technisch gar nicht umsetzbar wäre. Aus luftiger Höhe schwebe ich nun über der Stadt.

Seilbahn in La Paz

Die Strassen um den Hauptplatz sind von der Polizei abgeriegelt. Es soll viele Demonstrationen  geben und so gelangen die Demonstranten nicht bis zum Regierungspalast und zum Parlament vor. Neben den beiden genannten Gebäuden ist auch die Kathedrale sehenswert.

Kathedrale in La Paz Parlament in La Paz

Zu Fuß geht´s weiter zum Hexenmarkt. Hier gibt es Heilkräuter, Glücksbringer und Opfergaben, wie zum Beispiel getrocknete Lamaföten zu kaufen. Wenn Bolivianer einen besonderen Wunsch haben, eine guten Arbeitsplatz suchen oder ein Auto kaufen wollen, dann stellen sie sich hier mit oder ohne Hilfe von einem Schamanen einen Opferkorb zusammen. Dieser wird dann irgendwo für einen bestimmten Geist verbrannt.

Hexenmarkt La Paz Lamaföten am Hexenmarkt

Die Gondelfahrt am Vormittag hat mir so gut gefallen, dass ich am freien Nachmittag noch mit einer weiteren Linie fahre. Meine Gondelbahn führt hinauf nach El Alto, eine Stadt mit rund 1 Million Einwohner oberhalb von La Paz. In El Alto findet ein großer Markt gleich in der Nähe der Seilbahnstation statt. Die Straße ist gesperrt und kilometerlang reihen sich in mehreren Reihen kleine Verkaufsstände aneinander. Verkauft wird alles. Autoersatzteile, Boxerhandschuhe , Stringtangas, Zahnersatz, Kochgeschirr, und und und.

Markt in El Alto Markt in La Paz

Retour im Zentrum von La Paz mache ich mich auf dem Weg zurück ins Hotel. Auf dem Gehsteig begegnet mir ein in schöner Tracht gekleidete Einheimische. Sie wankt leicht betrunken, gestützt von ihrem Ehemann, der in einen Anzug gekleidet ist, über die Straße.  Zwei Minuten später habe ich eine ähnliche Begegnung. Eine in Tracht gekleidete Stadtbewohnerin sitzt am Gehsteig, ihr Mann versucht sie vergeblich hochzuziehen. Da auch er nicht mehr ganz nüchtern ist, scheitert das Unternehmen. Und da wankt schon das nächste Pärchen um die Ecke! Irgendwo muss ein Fest sein und da höre ich auch schon laute Musik durch die Straßen dröhnen.

Straße in La Paz Straße in La Paz

Eine Seitengasse ist abgesperrt, eine Band spielt Musik. Vor der Bühne tanzen Frauen und Männer in Festtracht. Alle haben eine Flasche Bier in der Hand, und den schwankenden Bewegungen nach zu schließen, nicht die erste.  Das Fest geht schon den ganzen Tag. Die Stimmung ist ausgelassen und heiter.

Straßenfest in Bolivien

Die historischen Ruinen von Tiwanaku in Bolivien

Heute Morgen überschreiten wir die Grenze nach Bolivien, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wir verlassen auf der peruanischen Seite unseren Bus, gehen zu Fuß über die Grenze und fahren mit einem bolivianischen Bus weiter. Unser Gepäck wird mit einer Art Schubkarre transportiert.

Grenze Peru Bolivien

Auf dem Weg in die Großstadt La Paz, welche übrigens nicht die Hauptstadt von Bolivien ist (die Hauptstadt ist Sucre), stoppen wir in Tiwanaku. Auf unserem Besichtigungsplan stehen die berühmten Ruinen. Vorerst geht es in zwei Museen, die alte Fundstücke aus der Besiedelungszeit zeigen. Um etwa 1500 Jahre vor Christus wurde hier das Zentrum einer bis 1150 nach Christus andauernden Hochkultur der Tiwanakus gegründet. Der Einflussbereich breitete sich in der Hochzeit bis nach Peru und in den Norden Chiles und Argentiniens aus. Man schätzt, dass damals rund 10 Millionen Menschen Teil dieser Kultur waren.

Tiwanaku Bolivien Tiahuanaco Bolivien

Viel ist von diesem bedeutendem Zentrum nicht mehr übrig geblieben. Vielleicht ist diese Kultur deshalb nicht so bekannt wie die der Inkas. Ich gehe durch die Anlage der Ausgrabungen. Das meiste wurde rekonstruiert, um  eine Idee der damaligen Stätten zu bekommen.

sonnentor-tiwanaku Tiahuanaco

Am Abend erreichen wir La Paz. Die Stadt liegt in einem riesigen Talkessel. Wie aus dem nichts eröffnet sich der Blick hinunter auf das Stadtzentrum. Ich befinde mich auf rund 4.000 Meter Seehöhe in der Stadt El Alto. Das Zentrum von La Paz liegt auf rund 3640 Meter und  gilt somit als die höchstgelegene Millionenstadt der Welt. Die Sonne hat sich gerade verabschiedet und die ersten Lichter gehen an.  Am Horizont sehe ich die Gletschermassen des 6.439 Meter hohen Nevado Illimani.

La Paz bei Nacht

Andenkondore im Canyon de Colca

Wir brechen heute wieder sehr zeitig in der Früh auf um den Canyon de Colca zu besichtigen. Die Fahrt führt durch mehrere Ortschaften. Beeindruckend sind hier vor allem die seit rund 2000 Jahren bewirtschafteten Terrassen, wo Getreide, Kartoffeln und Gemüse kultiviert werden.

Colca Canyon Peru

Die Colca Schlucht ist rund 100 Kilometer lang und misst an der tiefsten Stelle fast 3300 Meter. An den schönsten Aussichtspunkten bieten Frauen Getränke und Souvenirs an. Sie tragen traditionelle Kleidung. Die Tracht sehe ich auch in den Dörfern. Auffällig sind die unterschiedlichen Hutformen, die Auskunft über die Stammesherkunft geben.

Peruanische Tracht Peru Tracht

Bekannt ist die Colca- Schlucht neben ihrer landschaftlichen  Schönheit auch wegen der Andenkondore. Über drei Meter Flügelspannweite erreichen die ausgewachsenen Geier. Sie sind somit die größten flugfähigen Vögel der Welt. Am Cruz del Condor ist die Chance für eine Sichtung besonders groß, eine Garantie einen Kondor zu sehen gibt es natürlich trotzdem nicht.

Anden Condor Peru Curz del Condor

Gespannt steige ich aus unserem Kleinbus. Wir sind nicht die Einzigen hier. Viele Touristen stehen schon am Rande des Tales und starren erwartungsvoll hinunter. Plötzlich taucht ein Kondor wie aus dem nichts empor und gleitet ohne Flügelschläge elegant durch die Luft.Eigentlich unglaublich, wenn man bedenkt, dass diese Vögel  bis zu 12 Kilogramme schwer werden. Einmal beobachte ich sogar sechs Kondore gleichzeitig.

Colca Canyon Kondor im Colca Canyon