Reisedoktor

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Franz Roitner

Fahrt in das Andenhochland von Peru

Wir brechen mit dem Bus zeitig auf und kämpfen uns durch den Morgenverkehr der Innenstadt von Arequipa. Bald haben wir den Großstadtdschungel verlassen und fahren in das Andenhochland. Auf dem Weg sehen wir immer wieder Vikunjas, ihre Wolle ist die seltenste, weichste und teuerste der Welt. Ein Pullover aus diesem kostbaren Material soll rund 500 Euro kosten.

Andenhochland von Peru Vikunjas in Peru

Unsere Reiseleiterin Marcia verteilt kleine Päckchen mit Coca-Blättern, die im Mund zerkaut gegen Höhenkrankheit helfen sollen. Wir überqueren heute noch einen Pass mit 4910 Meter Seehöhe. Da nehme ich zur Sicherheit auch gleich mal 5 Blätter und wie ein Wiederkäuer zermalme ich die Blätter im Mund.

Coca Blätter in Peru Hochland von Peru

Die Landschaft ändert sich mit zunehmender Höhe und wir stoppen bei einer Herde von Alpakas und Lamas. Die Besitzer verdienen sich ihr Geld am Straßenrand, denn gegen ein kleines Trinkgeld kann man die mit farbigen Bändern geschmückten Tiere fotografieren. Viele Touristenbusse bleiben stehen. Ich freue mich über die Fotos und die Einheimischen über ihre Einnahmequelle.

Treffen mit einem Lama in Peru

Am Pass angelangt machen wir natürlich wieder einen Fotostopp. Das erste Mal bin ich in solch einer Höhe. Ich bewege mich langsam und bin trotzdem außer Atem.  Ansonsten vertrage ich die Höhe jedoch sehr gut, liegt ja vielleicht wirklich an den vielen Coca-Blättern,  die ich bis hierher zerkaut habe. Zu kaufen gibt´s hier natürlich auch etwas.

Passhöhe in Peru Verkäuferin in Peru

Heute übernachte ich in einer schöner Lodge am Rande von Coporaque. Auf den Besuch der heißen Quellen habe ich keine Lust, lieber spaziere ich durch den Ort. Ich streune über den Ortsplatz und besuche die alte, aus Steinen errichtete,  Kirche. Am Horizont steigt Rauch vom aktiven Vulkan Misti auf. Schön idyllisch ist es hier.

Coporaque Peru Vulkan Misti in Peru

Schamanenheilung in der Kirche von San Juan Chamula

Ich stehe in der Kirche von San Juan Chamula. Der Fußboden ist mit Piniennadeln bedeckt. Der Duft von Weihrauch liegt in der Luft. Dazu mischt sich der Wachsgeruch der unzähligen Kerzen. Es sind bestimmt tausende Flammen, die das Kirchenschiff erhellen. Kirchenbänke fehlen komplett.

Kleine Gruppen von Menschen sitzen am Fußboden, Familien mit Kindern, aber auch einzelne Personen. Vor Ihnen werden dünne Kerzen in verschiedenen Farben aufgereiht und angezündet. Bei jeder Menschengruppe sitzt ein Schamane, der für das Ritual zuständig ist.

San Juan Chamula

Die Kirche ist ein Ort, wo die indigenen Maya Heilung von Krankheiten suchen. Ein Schamane hält ein Huhn in der Hand und kreist damit um einen „Patienten“. Überall höre ich das Gemurmel der Schamanen, welche die Geister aus den Körpern austreiben. Der krankmachende Geist wird  auf das Huhn übertragen. Am Ende des Rituals wird dem Huhn mit einem kräftigen Zug das Genick gebrochen. Eine sehr  mystische Stimmung herrscht in der Kirche.

Wobei Kirche? Einen katholischen Priester sucht man hier vergebens. Die Mayas haben zwar Elemente des Christentums übernommen, leben aber noch ihren alten Glauben. Fotografieren ist verboten, und das finde ich gut so. Fotografierende Touristen würden die Menschen stören. Ich stelle mir gerade vor wie eine chinesische Reisegruppe in Wien in ein Krankenhaus kommt und in den Behandlungsräumen fotografiert, das geht gar nicht.

San Juan Chamula in Mexiko Mayas in Mexiko

Mit diesen Eindrücken komme ich nach rund einer halben Stunde aus der Kirche von San Jan Chamula. Auf dem Hauptplatz davor findet heute ein  Markt statt. Hier lebt fast ausschließlich die indigene Maya Bevölkerung. Alle Frauen tragen schwarze Röcke aus Schaffell und haben ein buntes Oberteil. Männer tragen das schwarze Fell über den Oberkörper. Die Durchschnittsgröße der Mayas schätze ich auf 140 cm, ich komme mir wie ein Riese vor.

Maya Bevölkerung in Mexiko

Das Angebot auf dem Markt ist reichlich. Obst, Gemüse, Wolle, Kleidung und vieles mehr wird hier angeboten. Ich setze mich an den Rand des Marktplatzes und beobachte das Treiben an den Marktständen.

Markt in San Juan San Juan Markt

Mitla – ein weiteres Zentrum der Zapotekenkultur

Gestern bestaunte ich die alte Zapotekenstadt Monte Albán, die rund um 750 n. Chr. verlassen wurde. Mitla wurde als neues Machtzentrum der Zapoteken erkoren. Ich stehe vor dem „Palast der Säulen“, einem der wenigen Bauwerke, das die Jahrhunderte überstanden hat.

Mitla in Mexiko

Sofort fallen mir die schönen Steinverzierungen an den Palastwänden auf. Kleine Steinteile wurden aufeinandergeschichtet, kunstvolle Mosaike entstanden, die sich wie Bänder um die Mauern schlingen. Unser Guide Adrian erzählt uns Hypothesen über die mögliche Bedeutung der Muster. Ich mache mir meine eigene Theorie und denke mir, die Gestalter hatten einfach Sinn für Ästhetik und freuten sich an schönen Mustern.

Mitla Wandverzierungen Mitla Mosaik

In Mitla gibt es zwei Grabstätten zum Besichtigen. Ein paar Stufen geht es hinunter, dann krieche ich in gebückter Haltung durch den sehr niedrigen Gang. Mit jedem Schritt steigt die Luftfeuchtigkeit im engen Gang an. Endlich bin ich am Ende bei der Grabkammer angelangt. Es ist heiß und die Luftfeuchtigkeit erinnert an ein Dampfbad. Aber meine Mühen haben sich gelohnt. Die Grabanlage ist kreuzförmig angelegt und die schön behauenen Steinblöcke sind Zeuge davon, dass hier Menschen der obersten Schicht begraben wurden.

Mitla Grabkammer Mitla Kirche