Reisedoktor

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Franz Roitner

Die Cidade Velha auf der Insel Santiago

Cidade Velha, „die alte Stadt“ heißt sie heute. Im 15. Jhdt gründeten die Portugiesen im Süden der Insel Santiago die erste von Europäern erbaute Stadt südlich der Sahara, mit dem Namen Ribeira Grande. Das war der Startschuss zur Besiedelung der unbewohnten Inseln der Kap Verden. Ein Taxi bringt mich zum beim Forte Real Sao Filipe, wo ich meinen Rundgang starte. Das Forte Real Sao Filipe ist eine Festung, die auf einem Hügel rund 100 Meter über der Stadt errichtet wurde. Die Anlage sollte vor Angriffen der Piraten schützen. 1712 wurde jedoch die Festung samt Stadt von Freibeutern eingenommen und völlig zerstört. Erst 1960 wurde die Befestigungsanlage wieder aufgebaut.

Forte Sao Filipe Cidade Velha Kap Verde

Über eine steile Treppe gelange ich hinunter zum Meer.  An dieser Stelle stand einst eine große Kathedrale. Vor über 400 Jahren wurden extra aus Portugal Kalksteine für die Portal- und Fenstereinfassungen herangeschafft.

Hahn Kap Verde Kathedrale Cidade Velha

Die Sonne und der starke Wind machen müde, hungrig und durstig. Direkt am Meer finde ich ein stimmiges Lokal, setze die Füße in den Sand, genieße frischen Fisch und beobachte die Fischer bei ihrer Arbeit.

Fischer Ribeira Grande Restaurant Ribeira Grande

Mitten am Dorfplatz steht der alte, aus weißem Marmor von den Portugiesen errichtete, Pranger.  Hier wurden aufsässige Sklaven und Kriminelle ausgepeitscht. Auch wurden hier Sklaven zum Verkauf angeboten. Um den Dorfplatz stehen hübsch renovierte Häuser und ein paar Restaurants.

Pranger Cidade Velha

Ich spaziere weiter durch die älteste Straße von Ribeira Grande, die Rue Banana. Die Steinhäuser wurden erst kürzlich mithilfe der UNESCO renoviert und erinnern an die älteste Siedlung auf Kap Verde.

Bananen Rue Banana

Ich kämpfe mich zum Abschluss noch gegen den Wind hoch zum alten Franziskanerkloster Convento Santo Francisco. Die ersten Mönchen kamen schon 1465 nach Ribiera Grande um die afrikanischen Sklaven zu christianisieren. Vor wenigen Jahren wurden auch hier die alten Mauern wieder renoviert oder gänzlich neu errichtet. Von hier hat einen wunderschönen Ausblick auf das Meer.

Santo Franciso Kap Verde Palmen Kapverde

Museo Etnografico de Praia auf Kap Verde

Direkt in der Fußgängerzone von Praia besuche ich das Ethnografische Museum, auf portugisisch, Museo Etnografico, genannt. Die Ausstellung ist sehr überschaubar, zeigt aber interessante Exponate, die zum Teil erst vor ein paar Jahren von einem auf Meeresgrund liegendem Wrack gehoben worden sind.

Fussgängerzone in Praia Museo Etnografico

Dieser große Kupfertopf wurde wahrscheinlich benutzt um Essen für die Sklaven, die in die Kolonien abtransportiert wurden, zuzubereiten.  Die Kap Verden waren für rund 100 Jahr lang der wichtigste Zwischenhandelsplatz im Sklavengeschäft zwischen Afrika und dem amerikanischem Kontinent.

Kupfertopf Museum Praia

Auf der Hauptinsel Santiago wurde Baumwolle gepflanzt und gefärbt. Mit der Wolle stellte man Panos her. Dies waren Tücher mit geometrischen Mustern, die auf der Insel gewebt wurden. Sklavenhändler kauften diese wertvollen Kleidungsstücke, die auch als eine Art Schmuck getragen wurden und tauschten sie auf dem Festland gegen Sklaven ein.

Baumwolltuecher Museum in Praia

Mit der Cabo Verde Fast Ferry geht es am Nachmittag vom Hafen los zu meinem nächsten Reiseziel, der Insel Fogo, die ich nach rund 4 ½ Stunden erreiche. Eigentlich wollte ich einen Flug buchen, aber aufgrund eines Vulkanausbruchs Ende November ist der Flugverkehr nach Fogo gesperrt.

Von Tarrafal über die Ostküste retour nach Praia

Fischer ziehen frühmorgens ihr kleines Fangboot an den Strand von Tarrafal. Frauen warten bereits mit großen Kunststoffgefäßen und kaufen den Fischern den Fang ab. Dieser landet dann irgendwo auf dem Markt oder in den Restaurants im Ort. Viele weitere Fischerboote liegen am Sandstrand, die letzte Nacht anscheinend nicht auf Fang aus waren.

Fischerboote Tarrafal Fischer auf Kap Verde

Sauber geputzt und schön gestrichen liegen die Fischerboote fast wie eine Dekoration auf dem Strand. Dazwischen streunen viele Hunde herum, einer davon ist noch ganz jung und gerade Mal so groß wie eine Faust.

junger-hund fische

Mit meinem Mietwagen fahre ich die Ostküste der Insel Santiago retour in die Hauptstadt Praia. Zu Mittag erreiche ich den Ort Pedra Badejo.

mietwagen-kap-verde eisvogel-kap-verde

Direkt am Hafen starren viele aufgeregte Leute hinaus aufs Meer. Was wird hier wohl passiert sein? Am Horizont sieht man vier oder fünf Fischerboote in der Nähe der Küste. Ist ein Boot auf Grund aufgelaufen? Es stellt sich heraus, dass der Motor eines Fischerbootes defekt war und das Boote auf ein Riff getrieben wurde. Wenig später kommen die Boote zurück in den Hafen. Das defekte Boot im Schlepptau, die zwei Fischer schöpfen mit Kübeln Wasser aus dem Rumpf. Gleich über dem Hafen kann ich dem weiteren Treiben zusehen. Das Restaurant Falucho liegt ideal gelegen direkt auf einer Landzunge. Ein idealer Ort um sich von der Fahrt zu erholen und eine Pause einzulegen.

pedra-badejo fischernetze

Zurück in Praia fahre ich noch zum Leuchtturm Ponta Temeroasa. Überraschenderweise stehen oben fotografierende Besucher. Noch nie war ich auf eine Leuchtturm. Und tatsächlich, Besucher sind hier willkommen und ich steige die Wendeltreppe hinauf zum riesigen Scheinwerfer, der Schiffe auch noch heute den sicheren Weg in die Bucht weist. Der Wind bläst hier besonders stark und das Geländer ist derart verrostet, dass man ihm nicht zu Nahe kommen möchte.

leuchtturm-praia leuchtturm-kap-verde