Am dritten Tag in Tana Toraja erkunde ich die landschaftliche Schönheit dieser Region. Wir bleiben aber auch immer wieder an Felsengräbern stehen.
Am dritten Tag in Tana Toraja erkunde ich die landschaftliche Schönheit dieser Region. Wir bleiben aber auch immer wieder an Felsengräbern stehen.
Wir starten um 7 Uhr früh und ich fahre mit meinem Guide Astor nochmals zur gestrigen Begräbnisstätte. Heute werden Büffel geschlachtet. Es ist sozusagen der Hauptakt der Begräbniszeremonie, denn die wertvollen Wasserbüffel werden nur zu Begräbnissen getötet und die Anzahl der Tiere gibt den sozialen Status der Familie wieder. Vor einigen Jahren, so erzählt mir Astor, wurden alleine bei einer Beerdigung insgesamt 200 Büffel geschlachtet. Die Familie, bei deren Begräbnis ich zu Gast bin, gibt sich bescheidener. Es werden sieben Tiere auf den Platz geführt. Wir sitzen alle in unseren Logen am Boden. Plötzlich entwischt ein Bulle nur wenige Meter vor mir. Wir springen alle auf, Panik macht sich breit, die Teegläser fliegen durch die Luft. Der Büffel rennt den Hang hinunter und ist außer Sichtweite. Außer dem Schrecken und ein paar blaue Flecken ist das nochmals gut ausgegangen. Die Menge beruhigt sich wieder, die Stimmung bleibt aber angespannt.
Der erste Schlächter bindet einen Wasserbüffel in der Mitte des Platzes fest. Genau in dem Moment verschwindet die Sonne hinter eine Wolke, es wird düster und die Anspannung steigt. Mit einem gekonnten Schnitt schlitzt der Schlächter die Aorta des Büffels auf und das Tier verendet vor meinen Augen.
Der Vorgang wiederholt sich und am Ende liegen sechs tote Büffel in einer riesigen Blutlache in der Mitte des Platzes. Der siebte läuft noch irgendwo frei in der Gegend herum. Jetzt beginnt das Häuten und Zerlegen der Tiere. Ich beobachte noch eine Weile das Treiben und besinne mich wieder darauf, dass ich hier nicht auf einem Schlachthof bin, sondern an einem Begräbnis auf Sulawesi teilnehme. Mit einem etwas eigenartigen Gefühl gehe ich mit Astor zum Haus des Verstorbenen. Aufwändig wurden in den letzten Wochen mit Bambusstämmen überdachte Sitzgelegenheiten errichtet. Die Kojen sind nummeriert und für jede Familie, die an den Feierlichkeiten teilnimmt, ist ein Platz reserviert. Wir nehmen bei der Nichte des Verstorbenen Platz. Aus dem Lautsprecher tönt laute Musik, die Stimmung ist fröhlich. Es wird gelacht und viel geraucht. Als Gastgeschenk überreiche ich an die Nichte eine Stange Zigaretten. Ich erhalte stark gesüßten Tee und gebackene Bananen zum Naschen.
Etwa 400 bis 500 Gäste haben sich bis jetzt eingefunden. Am frühen Morgen wurden bereits ein Büffel und mehrere Schwein geschlachtet. Das Büffelfleisch köchelt in einem Kessel vor sich hin, das Schweinefleisch wurde in Bambusrohre gefüllt und über offenem Feuer gegart. Ich bekomme gedämpften Reis und Büffelfleisch zu essen. Auch hier isst man traditionell einfach mit den Fingern. Der Geschmack erinnert mich an das gekochte Rindfleisch, dass es bei uns zuhause üblicherweise nach Beerdigungen zu essen gibt.
Ein Gong ertönt und die Totenmesse beginnt. In Indonesien ist der Islam die wichtigste Religion, doch die Bewohner in Tana Toraja sind schon vor Jahrzehnten zum Christentum übergetreten. Die meisten leben jedoch nach animistischen Glauben. Nach einer Stunde christlicher Messe, ich vertrete mir in der Zwischenzeit etwas die Füße, verabschiedet sich der Priester und die jahrtausende alten Bräuche werden fortgesetzt. Der Sarg wird vor die Hauseingangstür aufgestellt und die engste Familie empfängt Gäste. Es herrscht ein Kommen und Gehen, Festtagsstimmung. |
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