Es staut sich. Das Autofahren in Costa Rica ist grundsätzlich sehr angenehm. Manche Straßen sind zwar in einem schlechten Zustand, vor allem die waschbeckengroßen Schlaglöcher, die sogar tiefer als Waschbecken sind, erfordern volle Konzentration. Ansonsten ist relativ wenig Verkehr und die anderen Straßenteilnehmer sind sehr rücksichtsvoll und fahren gemütlich durchs Land. Aber in San José, der Hauptstadt von Costa Rica, gerate ich in einen Megastau. Schon beim Flughafentransfer und beim Verlassen der Stadt vor drei Wochen machte ich die gleiche Erfahrung. Laut Einheimischen ist das in San José ganz normal.
Ich lande schlussendlich doch noch im Zentrum der Stadt und lasse mein Mietauto auf einem der vielen bewachten Parkplätze stehen. Die Häuser in der Hauptstadt sind eine Mischung als alten historischen Gebäuden und vielen typischen 70er Jahr Bauten. Ein Schmuckstück ist San José nicht. Die vielen Fußgängerzonen sind sehr belebt. Fliegende Händler verkaufen Obst, Unterhosen, Handyhüllen und was weiß ich sonst noch alles. Internationale Ketten haben sich noch wenige ins Stadtzentrum verirrt, mit einer Ausnahme, McDonalds Filialen gibt es an allen Ecken der Stadt.
Das schönste Gebäude der Stadt ist für mich das Nationaltheater. Die Kaffeebarone der Stadt erhöhten die Steuern, damit das Gebäude errichtet werden konnte. Montags ist das Theater für Führungen geschlossen, ich tröste mich mit einem Espresso im angeschlossenen Kaffeehaus. Ein Stück Wien in Costa Rica. Das erinnert mich daran, dass ich mich morgen früh auf den Weg nach Wien machen muss.
Neben all den vielen Tierbegegnungen und den großartigen Regenwäldern und Stränden bleibt mir eines ganz gewiss noch lange in Erinnerung, die freundlichen Menschen in Costa Rica. Zwei Ereignisse möchte ich noch kurz exemplarisch für die besondere Herzlichkeit der „Ticos“ erwähnen.
Während der Reise musste ich ganz dringend ein Dokument, das ich per E-Mail erhalten habe, ausdrucken, ausfüllen, einscannen und per E-Mail zurück senden. Ich frage in La Fortuna bei einem Hotel (in dem ich nicht genächtigt habe) ob ich das Internet nutzen kann. Ein paar Sekunden später sitze ich schon am PC der Hotelrezeption und erledige meine Aufgaben. Nach einer halben Stunde bin ich fertig, ich möchte den Dienst bezahlen, die Rezeptionistin winkt ab. Der Service war selbstverständlich und kostenlos. Für mich ist das nicht selbstverständlich und ich lasse Geld in der Trinkgeldbox.
Ein anderes Mal kaufe ich mir bei einem Straßenhändler ein Kokosnuss. Ich bleibe in einem Dorf mit dem Auto stehen. Der Verkäufer schneidet die Kokosnuss mit einer Machete auf und steckt einen Strohhalm hinein. Die Kokosnuss ist außen feucht und nass. Da kommt plötzlich eine Frau aus ihrem Haus und streckt mir Servietten entgegen. Wo gibt sonst noch so freundliche und hilfsbereite Menschen?