Unsere organisierte Stadtrundfahrt beginnt mit einer Fahrt an den Stadtrand. Das sogenannte Mondtal besteht aus Wind und Regen geformten Steinformationen. Große Teile dieser Landschaft mussten in den letzten Jahrhunderten Häusern weichen. Eine knappe Stunde spaziere ich auf einem markierten Weg durch die bizarre Landschaft.
Ich werde schon ein wenig ungeduldig, denn ich habe heute nur einen Tag für die Entdeckung von La Paz zur Verfügung. Einen Teil der Strecke retour ins Stadtzentrum unternehmen wir mit einer Gondelbahn. Die Stadt besitzt mittlerweile vier Seilbahnen, das Netz wird in den nächsten Jahren ausgebaut. Es ist eine spannende Alternative zu einem U-Bahnnetz, das in dem hügeligen Gelände der Stadt technisch gar nicht umsetzbar wäre. Aus luftiger Höhe schwebe ich nun über der Stadt.
Die Strassen um den Hauptplatz sind von der Polizei abgeriegelt. Es soll viele Demonstrationen geben und so gelangen die Demonstranten nicht bis zum Regierungspalast und zum Parlament vor. Neben den beiden genannten Gebäuden ist auch die Kathedrale sehenswert.
Zu Fuß geht´s weiter zum Hexenmarkt. Hier gibt es Heilkräuter, Glücksbringer und Opfergaben, wie zum Beispiel getrocknete Lamaföten zu kaufen. Wenn Bolivianer einen besonderen Wunsch haben, eine guten Arbeitsplatz suchen oder ein Auto kaufen wollen, dann stellen sie sich hier mit oder ohne Hilfe von einem Schamanen einen Opferkorb zusammen. Dieser wird dann irgendwo für einen bestimmten Geist verbrannt.
Die Gondelfahrt am Vormittag hat mir so gut gefallen, dass ich am freien Nachmittag noch mit einer weiteren Linie fahre. Meine Gondelbahn führt hinauf nach El Alto, eine Stadt mit rund 1 Million Einwohner oberhalb von La Paz. In El Alto findet ein großer Markt gleich in der Nähe der Seilbahnstation statt. Die Straße ist gesperrt und kilometerlang reihen sich in mehreren Reihen kleine Verkaufsstände aneinander. Verkauft wird alles. Autoersatzteile, Boxerhandschuhe , Stringtangas, Zahnersatz, Kochgeschirr, und und und.
Retour im Zentrum von La Paz mache ich mich auf dem Weg zurück ins Hotel. Auf dem Gehsteig begegnet mir ein in schöner Tracht gekleidete Einheimische. Sie wankt leicht betrunken, gestützt von ihrem Ehemann, der in einen Anzug gekleidet ist, über die Straße. Zwei Minuten später habe ich eine ähnliche Begegnung. Eine in Tracht gekleidete Stadtbewohnerin sitzt am Gehsteig, ihr Mann versucht sie vergeblich hochzuziehen. Da auch er nicht mehr ganz nüchtern ist, scheitert das Unternehmen. Und da wankt schon das nächste Pärchen um die Ecke! Irgendwo muss ein Fest sein und da höre ich auch schon laute Musik durch die Straßen dröhnen.
Eine Seitengasse ist abgesperrt, eine Band spielt Musik. Vor der Bühne tanzen Frauen und Männer in Festtracht. Alle haben eine Flasche Bier in der Hand, und den schwankenden Bewegungen nach zu schließen, nicht die erste. Das Fest geht schon den ganzen Tag. Die Stimmung ist ausgelassen und heiter.