Reisedoktor

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Franz Roitner

Schottland: Mit dem Wohnmobil auf der Isle of Skye

Herrlich, die Sonne zeigt sich bereits in der Früh. Mein letzter Isle of Skye Tag wird perfekt. Die Straße windet sich im Norden der Insel entlang der Küste. Das Gras und die Sträucher zeigen ihre unterschiedlichen Grüntöne.

Isle of Skye Straße

Kleine Buchten mit Schotterstränden wechseln mit steilen Felsenklippen ab. Immer wieder stürzen Wasserfälle in den Atlantik. Schottland scheint mit Wasser vollgesoffen zu sein. Midges scheinen die Gegend hier auch besonders zu lieben. Dafür habe ich Verständnis. Die Beißmücken verteidigen ihren Lebensraum mit voller Intensität.

Wasserfall Isle of Skye Telefonzelle Schottland

Der kurze Spazierweg zur bekannten Felsnadel „Old Man of Storr“ entpuppt sich als elendslange Wanderung. Asiatische Touristen stapfen mit stylischen Pumps und Turnschuhen den rutschigen Weg empor. Ich nutze mittlerweile einen vertrockneten Ast als Gehhilfe. Meinem rechten Knie gefällt der Aufstieg gar nicht. Was will ich eigentlich bei diesem Felsen, gibt es nicht genug andere Steine in Schottland? Ich gebe auf und kehre um. Bei der Weiterfahrt zeigt sich der alte Felsmann aus der Ferne.

Wanderung Isle of Skye Old Man of Storr

Die bunten Häuser stehen in Reih und Glied am Hafen von Portree. Im spiegelnden Wasser ruhen kleine Motor- und Segelboote. Die alte Kirche überblickt die Szenerie. Der Hafen posiert quasi für Maler und Fotografen. Wie viele Menschen mögen hier schon gestanden sein und haben sich über diesen Anblick erfreut?

Portree in Schottland

Im Hafen selbst freuen sich freche Möwen über die unwissenden Touristen, die im berühmtesten Fischladen der Stadt Fish & Chips bestellen. Die Vögel lauern auf den Autodächern und stürzen sich auf jede frische Portion. Gemütlich Essen geht anders!

Portree Hafen

Auf der Weiterfahrt stoppe ich bei einer alten Steinbrücke mit drei Rundbögen. Sie ist nur mehr für Fußgänger geöffnet. Die neue Straße führt wenige Meter davon entfernt über das Gewässer.

Steinbrücke

Kurz vor Sonnenuntergang finde ich einen Stellplatz mit Blick auf das Eilean Donan Castle. Was für ein Anblick. Die nächsten 60 Minuten sind ein grandioses Schauspiel. Die Scheinwerfer übernehmen die Aufgabe der Sonne und präsentieren die Burg in mystischer Stimmung. Zwei Tage zuvor habe ich die Burg bei miesem Wetter besucht. Der zweite Stopp hat sich ausgezahlt. 

Eilean Donan Castle
Eilean Donan Castle Sonnenuntergang

Schottland: Isle of Skye | Dunvegan Castle

Die Sonne ist zurück. Ich atme die frische Meeresluft ein. Ein paar Boote liegen im Hafen vor der Talisker Destillery. Noch ist es ruhig hier am Morgen. In Kürze kommen die Fahrzeugkolonnen und Busse zur besten Brennerei des Landes.

Bucht - Isle of Skye

Am Bootssteg entdecke ich eine rund 30 cm große Qualle. Vielleicht bekommt sie auch manchmal etwas Talisker ab, einen Jellyfishs‘ Share sozusagen.

Qualle Schottland

Die Isle of Skye zeigt sich von seiner schönsten Seite. Schneeweiße Schafe liegen wie Schuppen verteilt auf dem grellgrünen Gras. Den Tieren geht es sichtlich gut.

Schafe in Schottland

Am Eingang „Folk Museum“ steht eine kleine Holzhütte mit der Aufschrift „Museum Ticket Office“. Das Büro ist verwaist. Kleine Infoblätter über das Museum liegen unter einem Stein zur Selbstentnahme. Daneben liegt einen Rolle mit Eintrittskarten und ein kleines Schreibheft mit Kugelschreiber. Zentral am Schreibtisch steht eine Holzbox mit einem Einwurfschlitz für die Münzen.

Folklore Museum Folk Museum Schottland

Erst jetzt sehe ich das Schild mit der Anleitung: „Verehrte Besucher. Herzlich Willkommen. Ich hoffe Sie haben einen schönen Aufenthalt. Unser Kassierer hat heute frei. Eine Aushilfe ist nur zeitweise hier. Bitte bezahlen Sie Ihren Eintritt, und schreiben Sie Ihren Namen in das Buch. Vielen Dank für Ihre hilfreiche Zusammenarbeit.“ Das Ganze scheint doch eine Dauereinrichtung zu sein. Das Volkskundemuseum ist überschaubar und nach ein paar Minuten bin ich auch schon wieder weg.

Straße Isle of Skye

Der Empfang im Dunvegan Castle ist da schon feudaler. Die MacLeods erschufen sich über Generationen hinweg ein sehr wohnliches Ambiente. Durch die Gartenanlage spaziere ich zum Meer, wo die Sonne das Schloss frontal beleuchtet. Spontan entscheide ich mich für eine Bootsfahrt. Der Kapitän und fünf Touristen (ich bin einer davon) starten in der schaukelnden Nussschale aufs Meer. Der Blick auf das Dunvegan Castle ist vom Meer aus gesehen noch imposanter.

Dunvegan Castle

Wir nähern uns einer kleinen Insel mit großen runden schwarzen Felsen. Es ist Ebbe und die Felsen am Meer sind mit Seegras überzogen. Das scheint ein angenehm weiche Unterlage für die schwarz-weiß gescheckten Seehunde zu sein. Wie kleine Tonnen mit Kopf und Flossen liegen sie in der Sonne und schlafen. Der Motorlärm weckt die Seehunde. Mich trifft ein arroganter „Wer-stört-Blick“. Der Seehund verfolgt uns kurz mit seinen Augen und schließt diese dann wieder entspannt. Die Devise heißt weiterschlafen bis das nächste Boot die Ruhe stört.

Seehunde Schottland Seehund in Schottland

Auf der Suche nach einen schönen Stellplatz treffe ich ein schottisches Hochlandrind. Die Stirnfransen liegen perfekt gekämmt auf seinem Haupt. Stolz zeigt mir das Tier seine elegant gebogenen Hörner. Der Wind weht, die Frisur sitzt.

Hochlandrind Schottland

Neben einer alten Kirchenruine finde ich meinen heutigen Übernachtungsplatz. Das Meer mit steilen Klippen ist in Sichtweite. Keine weiteren Wohnmobile sind weit und breit zu sehen. Schottland ist das perfekte Land für Wildcampingliebhaber.

Kirchenruine Schottland Schottland Sonnenuntergang

Schottland: Im Inverewe Garden

Das Einfahrtsschild zum Inverewe Garden begrüßt mich und lotst mich zum richtigen Parkplatz. Ordnung muss sein. In der Ausfahrtsrichtung schluckt ein Riesentrichter jeglichen Müll, den man gerade zur Hand hat.

Das Eintrittsticket ist verhältnismäßig teuer. Als Zusatzverkauf wird Smidge, ein Mittel gegen die lästigen Hochlandmücken angepriesen. Eine Stunde später weiß ich warum. Der Garten ist wunderschön am Meer angelegt und der warme Golfstrom lässt hier sogar Palmen gedeihen. Der Duft der unterschiedlichen Blumen liegt in der mildwarmen Luft. Ich spaziere durch die Anlage und mache ein botanische Reise um die Welt.

Ich raste auf einer kleinen Holzbank mit Blick auf das Meer. Binnen kurzer Zeit bin ich von einer 10-köpfigen deutschen Reisebusgruppe umgeben. Die Rucksäcke voll beladen, die hohen Bergschuhe fest verschnürt. Ein Paar ist mit Wanderstöcken ausgerüstet. Die Trinkflaschen hängen um die Schultern. Safarihüte dürfen natürlich auch nicht fehlen. Was ist den hier los? Wer will den hier auf Expedition gehen?

Es beginnt eine Diskussion, in welche Richtung denn der Weg zurück zum Eingang geht. In 25 Minuten muss man beim Bus zurück sein. Die kleine Gruppe entscheidet sich für einen Weg direkt durch den Wald. Der führt nirgendwo hin, ich will mich aber nicht einmischen. Zwei Minuten später sind wieder alle retour und kommen auch zu der Erkenntnis. Der schöne Schotterweg scheint doch die bessere Wahl zu sein.

Mein Stellplatz heute Abend liegt wieder abseits jeglicher Zivilisation, neben einer kaum befahrenen Straße. Mit Sonnenuntergang verschwinden die letzten Autos auf der Straße. Ich will noch einen kurzen Spaziergang unternehmen. Die Mücken fallen aber sofort über mich her und beißen mich im Gesicht und an den Händen.

Ich fliehe zurück ins Wohnmobil und nehme dabei noch gleich einen Schwarm dieser winzigen, kaum einen Millimeter großen, schwarzen Biester mit. Mit dem Spray bewaffnet gehe ich in den Angriff über. Das hilft. Nach dem etwas zehnminütigen Kampf ist kein Mücke mehr am Leben. Alle Fenster sind nun mit dem Mückenspray verklebt. Darauf befinden sich die vielen kleinen schwarzen erledigten Insekten. Ein grausamer Anblick. Ich muss mir eine bessere und friedlichere Methode ausdenken.