Reisedoktor
Franz Roitner
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von Reisedoktor, verfasst am 03.12.2017 „Das Wandern ist des Müllers Lust, das Wandern ist des Müller Lust,…“ dieses Lied mochte ich als Kind schon nicht singen. Den Text verstehe ich auch heute noch nicht wirklich, was hat der Beruf Müller mit dem Wandern zu tun? „Das Wandern ist des Müllers Lust, …“ summe ich mit Falten auf der Stirn weiter, denn das Wandern, das zählt nicht zu meinen liebsten Freizeitbeschäftigungen.
Der Reiz der Wüste war stärker als meine Abneigung zur Wanderschaft. Ich mache mich auf den Weg in die Sahara. Auf dem Rücken mein nagelneuer tiefblauer Wanderrucksack mit drei Litern Trinkdepot, das mich vor dem Verdursten retten soll.
Die neuen Wanderschuhe sind fest verschnürt, die roten Wanderstöcke fest von meinen Fingern umklammert. Ein Cowboyhut mit breiter Krempe schützt mich vor der Sonne und die Sonnenbrille vor Sand in den Augen.
So ziehe ich wie ein Außerirdischer mit sechs Leidensgenossen los. Deren Augen glänzen vor Freude auf die nächsten vier Tage. Meine Augen glänzen auch, was habe ich mir nur dabei gedacht, an einer Wüstenwanderung teilzunehmen. „Jalla!“ ruft unser Wüstenführer, also „gemma“ los, die Wanderprofis und ich.
von Reisedoktor, verfasst am 30.01.2013 Sultan legt noch ein paar weiche Decken über das Metallgestell, welches auf dem Rücken des Kamels gebunden ist. Mein Reittier für die nächsten zwei bis drei Stunden (so genau nimmt man die Zeiten im Oman nicht) ist fertig gesattelt. Geduldig wartet meine Kameldame im Sand, bis ich eine gute Sitzposition finde. Gut festhalten und dann geht es etwa zwei Meter in die Höhe.
Mit trägem Schritt schreiten die Kamele durch den Sand. Ohne diese Tiere hätten die Beduinen nicht in der Wüste leben können. Das Wohl der Kamele hatte bei den Wüstenbewohnern stets Vorrang. Starben die Tiere bei einer Reise durch die Wüste, dann starben auch seine Reiter, weil eine Weiterreise zu Fuß unweigerlich in den Tod führte.
Während ich die Weite der Wüste auf dem Kamelrücken bewundere, schreibt mein Führer Sultan eine SMS nach der anderen. Mobilfunk ist auch am Rande der Wüste nicht mehr wegzudenken und die Bedu nutzen die neuen Technologien. Sehr gut, dass wenigstens der Empfangston deaktiviert ist, so kann ich die Stille genießen. Besonders fasziniert bin ich vom langen Schatten, den die tiefstehende Sonne von uns in den Sand wirft.
Zum Sonnenuntergang sammeln wir etwas Kleinholz und Sultan kocht in alter Tradition einen Kaffee und reicht mir Datteln. Mein Kameldame findet auch etwas Grünzeug und ist sichtlich mit dem Reiter zufrieden.
von Reisedoktor, verfasst am 29.01.2013 „Treffpunkt 15 Uhr unter dem großen Baum gleich neben der Kreuzung“ steht in der Anfahrtsbeschreibung zum Nomadic Desert Camp. Um 15:40 Uhr haben dann die letzten Anreisenden den Treffpunkt gefunden. Ich lasse noch etwas Luft aus den Reifen und dann geht es im Konvoi mit Allradfahrzeugen durch die Sanddünen zum Camp. Nach einer Rechtskurve „begrüßt“ uns ein Kamel. Es zeigt uns gleich, wer hier der Herr der Wüste ist.
Das Camp liegt ca. 15 Kilometer von der Hauptstraße entfernt in der Wüste und besteht aus 20 Strohhütten, mit jeweils zwei Betten und Teppichen am Sandboden. Es gibt in den Wahiba Sands mehrere Camps. Ich habe das Nomadic Desert Camp gewählt, weil hier auf Stromaggregatoren und Klimaanlagen in den Zimmer und auf einen Swimmingpool mitten in der Wüste verzichtet wird. Die Wüstenatmosphäre wird durch möglichst wenig Lärm gestört. Hier könnte ich länger als die zwei gebuchten Nächte bleiben.
Ich stapfe durch den Sand und gehe entlang von Sanddünen, die in alle möglichen Pastelltönen von hellgelb bis dunkelrot leuchten. Je tiefer die Sonne steht, umso stärker werden die Farbkontraste. Ich beobachte Ameisen, die sich durch den Wüstensand quälen. Für mich ist faszinierend, dass in dieser Trockenheit und Hitze Tiere und Pflanzen überleben können.
Eine Gruppe von Wissenschaftler untersuchte diese Sandwüste, die rund 250 mal 100 Kilometer groß ist. Man registrierte über 200 Säugetier-, Vogel- und Reptilienarten, sowie 180 verschiedene Pflanzenarten. Dazu kommen über 15.000 verschiedene wirbellose Tiere. Doch über alle ragt das Tier der Wüste, das Kamel.
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Zitat aus China "Schildkröten können dir mehr über den Weg erzählen als Hasen."
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