Zu Mittag fahre ich heute mit einer organisierten Jeeptour rund 40 km weit hinein in die Wüste. Links und rechts der Sandpiste erheben sich pittoreske Steinformationen. Nur 2-3x pro Jahr gibt es etwas Regen. Diese Niederschläge reichen jedoch aus, um Grasbüscheln und kleinen Sträuchern das Überleben zu sichern. Unerwartet tauchen dann auch mitten in der staubtrockenen Landschaft Ziegen auf.
Der Fahrer kennt das Gelände und weicht geschickt Unebenheiten und großen Steinen aus. Ich lege zu meiner eigenen Sicherheit lieber den Sicherheitsgurt an, denn so manches Schlagloch hebt einen dann doch von den Sitzen.
Nach rund 90 Minuten Fahrzeit und einigen Fotostopps kommen wir in ein Beduinendorf. Ich habe nicht den Eindruck, dass es sich hier um eine Touristenattraktion handelt. Unser Reiseleiter Mahmoud erklärt, dass es sich hier um „echte“ Beduinen handelt, die sich mit Tourismus etwas Geld dazuverdienen. Man schätzt, dass in Ägypten etwa zehntausend Abkömmlinge der arabisch-stämmigen Nomaden in den Wüstengebieten leben. Beduinen gelten als besonders stolz und behalten noch ihre traditionelle Lebensweise; sie haben weder eine Geburtsurkunde, noch eine Staatsbürgerschaft.
34 Männer, Frauen und Kinder leben in diesem Familienverband. Die Kinder empfangen uns nicht mit bettelnden Händen, wie dies im Niltal sehr häufig vorkommt. Wir bekommen Tee und frisch gebackenes Fladenbrot. Viele Beduinen sind in den letzten Jahrzehnten sesshaft geworden und es ist sehr wahrscheinlich, dass diese jahrtausende alte Kultur und Lebensweise bald verschwinden wird.
Mit dem Sonnenuntergang verabschieden wir uns aus dieser Landschaft. Gerne hätte ich in der Einsamkeit der Wüste mein Zelt aufgeschlagen, und vor allem die Ruhe fernab von all dem Trubel im Hotel genossen. „Manchmal brauchen wir eine Wüste, ein Gefühl der Leere, um die Fülle des Lebens zu spüren“.. (Soledad Elbert–Böhm)