Reisedoktor

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Franz Roitner

Begegnung mit Geparden im Etoscha Nationalpark

Am Straßenrand steht offener Jeep, der Gäste einer Lodge durch den Park fährt. Alle Fotokameras und Ferngläser sind nach links gerichtet. Die Gäste tuscheln aufgeregt. Ich sehe vorerst nichts, dann streckt ein Tier den Kopf aus dem langen Gras, ein zweiter und dann noch ein dritter Gepard sind zu sehen. Sie blicken gelangweilt und etwas provozierend  über die Savannenlandschaft.
Geparden Etoscha Nationalpark Gepard Etoscha

Geparden sind die schnellsten Landtiere und sprinten bis zu 110 km/h. Diese Tiere vereinen eine unglaubliche Kraft- und Körperbeherrschung. Plötzlich bewegt sich eines der Tiere und schleicht sich an. Nur woran? Es scheint etwas hinter meinem Auto erblickt zu haben. Ich sehe in weiter Ferne eine Impala-Antilope. In geduckter Haltung bewegt sich das Tier elegant auf das vermeintliche Opfer zu. Es wird spannend! Die Touristen im Jeep und ich halten gepannt den Atem an. Und was passiert? Nichts! Der Gepard bricht (aus welchen Gründen auch immer) den Angriff ab und kehrt zu den beiden anderen zurück, die sich immer noch im Gras räkeln. Noch eine Weile kann ich die seltenen Geparden beobachten, bis sie schließlich aufstehen und gemächlich und anmutig (und nicht in schnellem Jagdtempo) in der  namibischen Graslandschaft verschwinden.

Etoscha Gepard Etoscha Nationalpark Geparden

Tierbeobachtungen in Etoscha Nationalpark

Die Tore vom Fort Namutoni Camp werden bei Sonnenaufgang um 06:30 Uhr geöffnet. Pünktlich stehe ich mit meinem Auto bereit, um den kühlen Morgen zu nutzen. Viele Tiere sind um diese Zeit am aktivsten; während der Mittagshitze legen sie meist ein Schläfchen ein.

Fort Namutoni, Etoscha Nationalpark Etoscha Öffnungszeiten

Es ist Nebensaison und wenige Fahrzeuge sind unterwegs. Meist stehe ich alleine am Straßenrand oder Wasserloch und beobachte die Tiere in Ruhe. Springböcke kommen zum Wasser, trinken und gehen wieder. Als nächstes kommen Zebras, trinken und verschwinden zwischen den Büschen. Eine Tierart nach der anderen kommt und verlässt die Szenerie. Meist beobachtet das männliche Tier die Umgebung um die Gruppe gegebenenfalls bei Gefahr warnen zu können.

Wasserloch Etoscha Nationalpark Tiere im Etoscha Nationalpark
Giraffen auf der Straße im Etoscha Zebras auf der Strasse im Etoscha

Bei der Weiterfahrt sehe ich in der Ferne ein Tier auf der Straße. Die Umrisse lassen auf einen Löwen oder einen Leoparden schließen. Ich nähere mich langsam der Stelle, wo die Großkatze zwischen den Sträuchern verschwunden ist. Die Katze ist so gut getarnt, dass es schwer ist, sie in geringer Nähe auszumachen.

Ein Leopard! Nur etwa fünf Meter von mir entfernt schleicht er durch das Gehölz. Er nimmt mich wahr, hat aber keine Angst, da von Autos keine Gefahr für ihn ausgeht. Leoparden in Afrika beobachten zu können ist ein besonderes Glück, für mich sind sie die schönsten und elegantesten Tiere.

Leopard Etoscha Nationalpark Leopard in Namibia

In der Nähe von meinem heutigen Campingplatz im Halali Camp befindet sich eine Wasserstelle, die man zu Fuß erreichen kann.  Zum Schutz der Besucher ist die Aussichtsplattform eingezäunt. Gerade als ich ankomme und meinen Photoapparat auspacke, schleicht ein Leopard zum Wasser. Er inspiziert die Umgebung, setzt sich zum Wasser und beginnt zu trinken. Bei meinen letzten beiden Besuchen im Etoscha Nationalpark habe ich keinen gesichtet, und heute gleich zwei. Was für ein Glückstag!

Namibia Leopard Leopard am Wasserloch

Fahrt in den Etoscha Nationalpark

Endlich geht die Nacht dem Ende zu. Mein Dachzelt inklusive mir wurde die gesamte Nacht vom starkem Wind durchgerüttelt. An einen ruhigen Schlaf war nicht zu denken. Um etwas 2 Uhr nachts ging auch noch die Alarmanlage meines Mietwagens los. Der Morgen ist ziemlich kühl, mein Thermometer zeigt gerade einmal 6°C. Ruckzuck habe ich mein Zelt zusammengefaltet und bin schon auf dem Weg in den Norden zum Etoscha Nationalpark.
Fahrt in den Etoscha Nationalpark

Unterwegs halte ich beim Hoba-Meteorit, dem größten derzeit bekannten Eisenmetorit der Welt. 1920 wurde das Gestein zufällig entdeckt. Der Meteorit besteht aus rund 82% aus Eisen und hat ein Gewicht von rund 50 Tonnen. Eigentlich hätte solch ein Himmelkörper beim Aufschlag auf die Erde einen riesigen Krater schlagen müssen, warum dies hier nicht der Fall war, konnte bis heute wissenschaftlich nicht geklärt werden.

Hoba Meteorit Hoba Meteorit in Namibia

Die Trockenzeit hat begonnen, die Wildtiere im Etoscha Nationalpark suchen zum Trinken bestimmte Wasserstellen auf. Beim ersten Wasserloch stehen bereits viele Fahrzeuge, ein sicheres Zeichen, dass es hier etwas spannendes zu sehen gibt. Schwarznasen-Impalas, Zebras, Springböcke, Giraffen, Schakale und jede Menge Perlhühner sind in Sichtweite der Wasserstelle. Die Tieren wirken nervös.

Etoscha Nationalpark Eingangstor Wasserloch Etoscha Impala-Antilopen

Jetzt erst entdecke ich zwei Löwen, die gut getarnt und strategisch günstig um das Wasserloch liegen. Nein, nicht zwei, sondern insgesamt acht Löwen sind in der Nähe! Die Raubkatzen wissen, dass die Tiere irgendwann zum Wasser müssen, da sie ansonsten verdursten. Der König der Tiere weiß um seine Macht.

Löwen Etoscha Nationalpark Löwe im Etoscha