Reisedoktor

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Franz Roitner

Die Hafenstadt Mindelo auf São Vicente

Neue Insel = neue Welt. Mindelo liegt in einer großen geschützten Bucht und ist die größte Stadt der Insel São Vicente und die zweitgrößte Stadt von Kap Verde.  Sofort fühle ich mich hier wohl. Im Stadtzentrum um die Rue Lisboa reihen sich gemütliche Bars und Restaurants. Es gibt kaum einen Ort, wo nicht Lieder der berühmten Sängerin Cesária Évora gespielt werden.

Mindela

Natürlich gibt es  einen Fischmarkt und natürlich drehe ich auch hier meine Runden. Tunfische und Schwertfische mit bis zu einem Meter Länge werden hier portionsweise oder im ganzen verkauft. Dazwischen entdecke ich bunte Fische, Tintenfische und Muscheln. Alles wurden mit Hilfe der kleinen Fischerbooten gefangen, die hier direkt am Fischmarkt anlegen.

Fischmarkt Mindela Muscheln am Fischmarkt

Gleich daneben steige ich die Stufen des Torre de Belém zur Aussichtsplattform hoch. Drinnen gibt es ein kleines Museum, aber der Besuch lohnt sich in erster Linie wegen dem grandiosen Ausblick über die Stadt und die Bucht. Das Original des Torre steht in Lissabon und ist Symbol des portugiesischen Weltreichs.

Torre de Belem Hafenbucht Mindela

Nach den Portugiesen kamen die Engländer auf die Inseln und heute ist Mindelo eine multikulturell geprägte Kleinstadt mit entspannter und lockerer Atmosphäre. Die Ältesten der Stadt sitzen am Straßenrand und plauschen mit den Passanten. Jeder scheint jeden zu kennen.

Mindela Straße Mindela auf Kap Verde

Die geschützte Bucht von Mindelo war in den vergangenen Jahrhunderten ein wichtiger Hafen für Handelsschiffe, die hier auf dem Weg von Europa nach Südamerika Zwischenstopp machten. Seeleute aus der ganzen Welt tummelten sich im Hafen. Heute hat sich die Anzahl der Handelsschiffe deutlich reduziert. Dafür legen jetzt neuerdings Kreuzfahrtschiffe im Hafen an. Ich besuche den Yachtclub und fotografiere am schwankenden Steg Segelschiffe und Katamarane, oftmals mit europäischen Flaggen.

Strand von Mindela Yachthafen Mindela

Die Cidade Velha auf der Insel Santiago

Cidade Velha, „die alte Stadt“ heißt sie heute. Im 15. Jhdt gründeten die Portugiesen im Süden der Insel Santiago die erste von Europäern erbaute Stadt südlich der Sahara, mit dem Namen Ribeira Grande. Das war der Startschuss zur Besiedelung der unbewohnten Inseln der Kap Verden. Ein Taxi bringt mich zum beim Forte Real Sao Filipe, wo ich meinen Rundgang starte. Das Forte Real Sao Filipe ist eine Festung, die auf einem Hügel rund 100 Meter über der Stadt errichtet wurde. Die Anlage sollte vor Angriffen der Piraten schützen. 1712 wurde jedoch die Festung samt Stadt von Freibeutern eingenommen und völlig zerstört. Erst 1960 wurde die Befestigungsanlage wieder aufgebaut.

Forte Sao Filipe Cidade Velha Kap Verde

Über eine steile Treppe gelange ich hinunter zum Meer.  An dieser Stelle stand einst eine große Kathedrale. Vor über 400 Jahren wurden extra aus Portugal Kalksteine für die Portal- und Fenstereinfassungen herangeschafft.

Hahn Kap Verde Kathedrale Cidade Velha

Die Sonne und der starke Wind machen müde, hungrig und durstig. Direkt am Meer finde ich ein stimmiges Lokal, setze die Füße in den Sand, genieße frischen Fisch und beobachte die Fischer bei ihrer Arbeit.

Fischer Ribeira Grande Restaurant Ribeira Grande

Mitten am Dorfplatz steht der alte, aus weißem Marmor von den Portugiesen errichtete, Pranger.  Hier wurden aufsässige Sklaven und Kriminelle ausgepeitscht. Auch wurden hier Sklaven zum Verkauf angeboten. Um den Dorfplatz stehen hübsch renovierte Häuser und ein paar Restaurants.

Pranger Cidade Velha

Ich spaziere weiter durch die älteste Straße von Ribeira Grande, die Rue Banana. Die Steinhäuser wurden erst kürzlich mithilfe der UNESCO renoviert und erinnern an die älteste Siedlung auf Kap Verde.

Bananen Rue Banana

Ich kämpfe mich zum Abschluss noch gegen den Wind hoch zum alten Franziskanerkloster Convento Santo Francisco. Die ersten Mönchen kamen schon 1465 nach Ribiera Grande um die afrikanischen Sklaven zu christianisieren. Vor wenigen Jahren wurden auch hier die alten Mauern wieder renoviert oder gänzlich neu errichtet. Von hier hat einen wunderschönen Ausblick auf das Meer.

Santo Franciso Kap Verde Palmen Kapverde

Cabo Verde Fast Ferry – immer den Horizont fixieren

Ich steige auf die Cabo Verde Fast Ferry, die rund vier Stunden Fahrzeit für die Überfahrt nach Santiago braucht. Wie der Name sagt, ist das Schnellboot zwar schneller als eine normale Fähre, hat aber einen großen Nachteil:  Sie besitzt keinen Tiefgang hat und reitet sozusagen auf den Wellen. Eine Tafel in der Fähre wünscht einen „Relaxing Trip“. Eine ganze Weile fährt man an der Küste der Insel Fogo entlang. Der hoch aufragenden Vulkankegel ist gut zu sehen. Ich kann noch das Rauchen des aktiven kleineren Kegels beobachten. Kurz nachdem wir aus dem windgeschützten Bereich der Insel fahren ist es aber vorbei mit dem „Relaxing Stay“.

Cabo Verde Fast Ferry Fähre Kapverden

Der Wellengang wird höher und das Schnellboot schlägt unaufhörlich auf den Wellen auf. Ich entscheide mich draußen zu bleiben und verzichte auf den Sitz im großen Aufenthaltsraum, wo rund 160 Passagiere Platz genommen haben. „Immer den Horziont fixieren“, hat mir ein alter Seemann in Australien geraten, denn dann gerät das Gleichgewichtssystem nicht aus dem Lot und man kann so die Seekrankheit abwenden. Während ich weiter den Horziont fixiere, werden im  großen Aufenthaltsraum bereits die Spucksackerl hin- und hergereicht.  Crewmitglieder tauschen volle gegen leere und helfen älteren Gästen beim Gang aufs WC. Bei dem Wellengang scheint dieses Vorhaben unlösbar, aber was soll man tun, wenn die Blase drückt.

Fastferry Kap Verde Speibsackerl auf der Fähre

Schön ist wenn am Horizont, den ich seit Stunden fixiere, die Umrisse der Ankunftsinsel erkennbar werden. Vier Stunden später und nach einem Verbrauch von geschätzten 2-3 Sackerl pro Person ist die Fahrt vorbei. „Immer den Horziont fixieren“ – Danke, australischer Seebär! – Ich bin von der Seekrankheit verschont geblieben.

Nachtrag: Am nächsten Tag sank die Fähre Vincente 3 km vor der Küste von Fogo. Ich habe sie von der Insel Santigo noch am Horizont auf ihrer Unglücksfahrt gesehen. Insgesamt waren 26 Menschen an Board, 15 Menschen starben. In die europäischen Medien „schaffte“ es die gesunkene Fähre kaum, zu weit weg ist Afrika für die Medienwelt.