Reisedoktor

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Franz Roitner

Äthiopien: Debre Damo - ein Klosterbesuch

Ich stehe vor einer Steilwand und blicke rund 15 Meter nach oben. Ich sehe ein kleine Holztüre. Von dort hängt ein etwa 8 cm dickes Seil herunter. Daneben hängt eine Schlaufe, ich glaube aus Tierhaut. Mein Führer bindet mir die Schleife zwei Mal um den Bauch und ehe ich noch lange überlegen kann, zieht jemand an dem Seil und ich bin auf den Weg nach oben.

Berg Debre Damo Anseilen für Debre Damo

Eigentlich habe ich Höhenangst. Geklettert bin ich auch noch nie. Warum mache ich das bloß,noch dazu in einem Land wie Äthiopien? Zumindest habe ich schon einmal einen Toyota als Rettungsauto verkleidet gesehen. Beruhigen tut mich dieser Umstand nicht wirklich.

Aufstieg Debre Damo

Ich lasse mich die fast senkrechte Wand nach oben schleppen. Das Ziegenleder drückt sich fest in meinen Oberkörper. Irgendjemand zieht kräftig nach oben. Das bringt mich schneller zum Ziel als die schwindenden Kräfte in meinen Armen. Ich habe kaum mehr Zeit um den Fuß in eine Nische in der Wand zu setzen. Hurra, geschafft! Ich bin oben. Der Liftboy macht keinen besonders kräftigen Eindruck. An dass Runterklettern denke ich vorerst einmal nicht.

Liftboy Debre Damo Seil Debre Damo

Warum ich mir das antue? Hier oben steht die wahrscheinlich das älteste noch erhaltene Kloster Afrikas südlich der Sahara. Ich bin gespannt. Nach ein paar Minuten erreiche ich die Klosterkirche. Mein erster Eindruck? Eine Alpenhütte. Ein neues Dach schützt den alten Bau. Angeblich stammt die Kirche aus 6. Jhdt. Nach Christus und wäre somit rund 1400 Jahre alt. Vor Feinden gut geschützt ist die Klosterkirche auf jeden Fall.

Debre Damo

Im Inneren zeigt mir ein Priester ein rund 500 Jahre altes Buch mit Seiten aus Ziegenhaut. Ich bewundere die glatten Holzbalken aus Olivenholz.

Debre Damo Innenansicht Debre Damo Buch

Im Turm daneben hängen zwei Glocken, die nur zu besonderen Anlässen geläutet werden. Von hier aus habe ich einen schönen Blick über die alte Kirche und die Wohnungen der 150 Mönche die im Kloster Debre Damo wohnen.

Es ist kurz vor der täglichen Nachmittagsmesse. Ich muss das Areal verlassen und lasse mich die Steilwand runter. Ich habe keine andere Wahl.

Glockenturm Debre Damo Debre Damo in Äthiopien

Von unten beobachte ich noch, wie Mönche ohne Bauchschlinge, nur mit dem Seil in der Hand, die Wand regelrecht empor laufen. Um mir die Schmach beim nächsten Mal zu sparen, plane ich zuhause einem Kletterverein beizutreten.

Aussicht Debre Damo Mönch Debre Damo

Äthiopien: Der Tempel von Yeha und ein Marktbesuch

Als Beifahrer kann ich in aller Ruhe die Fahrt durch Äthiopien genießen. Mein Fahrer Teddy lenkt mich sicher über Asphaltstraßen und holprige Schotterpisten. Meine Aufgabe beschränkt sich je nach Staublevel auf das Öffnen und Schließen meines Fensters.

Nordäthiopien Straße

Es ist wieder soweit, wir biegen von der guten Straße auf eine schmale staubige Schotterpiste. Ich schließe das Fenster um im Auto staubfrei zu bleiben. Unser Ziel ist das kleine Dorf Yeha. Hier steht das wahrscheinlich älteste Gebäude in Äthiopien. Der Tempel von Yeha soll aus dem 5 Jahrhundert vor Christus stammen.

Tempel in Yeha Yeha Äthiopien

Im kleinen Museum daneben zeigt mir ein Priester alte Schätze und Bücher aus Ziegenleder.

Yeha Altes Buch Museum Yeha

Ich mische mich auf dem Marktplatz von Yeha unter die Leute. Auf dem Parkplatz warten Esel auf den Rückweg. Die Verkäufer hocken eng beieinander und verkaufen Tomaten, Salat, Reis und Getreide.

Marktplatz in Yeha

Die Frauen tragen ganz dünn geflochtene Zöpfe, oft einen großen Ohrring und nicht selten ein Baby auf dem Rücken. Ein kleines Mädchen läuft mir nach und will mir eine Glasflasche um 1 Birr ( ca. 3 Eurocent) verkaufen. Ich lehne ab, worauf die junge Dame auf 2 Birr erhöht. Mein Vertrauen gewinnt sie damit nicht. 

Markt in Äthiopien Marktfrau in Yeha

Äthiopien: Die historische Stadt Axum

Ich habe vor meiner Äthiopienreise ehrlich gesagt noch nie von Axum gehört. Dabei war die Stadt vor rund 1.500 Jahren Hauptstadt eines der mächtigsten Reiche Afrikas. Das erfahre ich heute bei meiner Führung durch den Stelenpark der Stadt.

Königreich von Axum Stelenpark Axum

Auch von Stelen habe ich noch nie gehört. Sie sind aus einem Stück behauene Granitblöcke, die in dem einstigen Friedhofsareal stehen. Die größte Stele ist über 33 Meter lang und etwa 512 Tonnen schwer. Vermutlich war der Monolith bereits beim Aufstellen umgefallen und zerbrochen.

Axum Äthiopien

Unter der zerbrochenen Stele betrete ich die alte Grabkammer. Die elektrische Beleuchtung will heute nicht. Das wenige Tageslicht, das über kleine Schächte ins Unterirdische scheint, erzeugt eine mystische Stimmung.

Axum Grabkammer Grabkammer Axum

Zu Mittag gehe ich zum alten Marktplatz. In der Mitte steht ein riesiger Baum. Darunter bieten einige Frauen die für Äthiopien typische Kaffeezermonie an. Ich setzte mich auf einen roten Plastiksessel und beobachte wie die Kaffeebohnen geröstet werden.

Hauptplatz Axum Kaffeepause in Axum

Ein paar Minuten später gesellen sich drei Kinder zu mir. „How are you?“, „Give me chocolate!“ „Football ?“. Viel mehr hat der Englischunterricht noch nicht hergegeben. Frech nimmt sich „Messi“ (so nennt sich der junge Fußballgenie) das Telefon von der Kaffeerösterin und macht ein Foto von mir. Da muss ich natürlich kontern und wir lachen viel beim gegenseitigen fotografieren.

Jungs in Axum

Nach 15 Uhr ist die dreistündige Messe vorbei und ich darf die neue Kirche der Stadt besichtigen. Vorher umkreisen die Kirchgänger angeführt vom Priester noch drei Mal das Kirchenschiff.

Kirche in Axum

Fast alle Männer und Frauen sind in weiße Tücher gehüllt und singen im Chor.

Axum Kirche Kirchgeher in Axum

Die beiden ältesten Kirchen Äthiopiens sind bereits zerstört. Daneben steht die drittälteste Kirche des Landes. Nur Männer haben Zutritt.

Älteste Kirche von Äthiopien Kircheninnere Axum

Am Abend gibt es Injera (Sauerteigbrot) mit Ziegenfleisch.

Injera mit Ziegenfleisch