Reisedoktor

Reisedoktor

Franz Roitner

Wüstenwanderung in Marokko im Dezember

Wie ein nasser Sack falle ich auf die blauen, vier Zentimeter dicken Liegematten im großen Aufenthaltszelt. Knapp fünf Stunden Wüstenwanderung in Marokko liegen hinter mir.

Kamele Marokko

Sand in den Augen, in den Ohren, zwischen den Zähnen und Zehen. Sand vor allem auch im Zoom meiner Kompaktkamera. Der Sensor ist noch ziemlich sauber, nur ein paar kleine Flecken sind auf den Fotos zu sehen. Beim Zoomen knirscht es ordentlich und ab dem Dreifachzoom bleibt das Objektiv stecken. Hauptsache die Kamera lebt überhaupt noch.

Wüstenwanderer in Marokko

Während die Wanderprofis die Schlafzelte wie fleißige Ameisen aufbauen, habe ich nur mehr die Kraft, meine Augen zu schließen. Ich zähle die Sandkörner auf meinem Augapfel und bevor ich kurz wegschlummere, schießen mir die Bilder vom heutigen Tag durch den Kopf.

Dünengipfel Marokko Sanddünen

Ich träume von den Sternschnuppen der letzten Nacht. Bevor der volle Mond die Nacht erhellte, überzog ein Sternenteppich die Himmelskuppel. Begeistert von der nächtlichen Kulisse hatte ich keine Wünsche parat. Ich überlegte mir einen Wunsch bis zur nächsten Schnuppe, das Leuchten der Abermillionen Sterne war aber so eindrucksvoll, dass ich beim nächsten Himmelsblitz wieder ohne Wunsch im Sand stand.

Lagerfeuer Zeltnacht Marokko

Marokko: Camping und Wandern in der Wüste

Die helle Vollmondnacht war kalt. Ich bin froh, noch zwei Tage vor der Reise in einen -2° C Komfortbereich Schlafsack investiert zu haben. Nur der nächtliche Gang auf die Wüstentoilette unterbrach meine angenehme Nacht im Zelt. Ich nehme mir vor weniger Minztee zu trinken.

Marokko Wüste Camping

Der gleiche Tee, der mich in der Nacht kurz frieren hat lassen, wärmt mich jetzt am frühen Morgen. Die Morgensonne tut gut und ich lege schon mal die erste Schicht Kleidung ab. Das Frühstück im Wüstensand hebt meine Stimmung, ich sehe dem heutigen Tag schon positiver entgegen.

Frühstück in der Wüste

„Jalla, jalla“ ruft unser Wüstenguide und wir ziehen mit unserer Karawane weiter. Neun Dromedare, vier Dromedarführer, Ibrahim der Koch und Abdellha, unser Tourführer begleiten uns.

Dromedare Wüstenwanderung

Ein Dromedar ist immer bei uns Wanderern. Es versorgt uns mit Wasser, Datteln und Nüssen und trägt auch schon mal einen Müdbeinigen.

Kamel Karawan Begleitdromedar Wanderung

Marokko: Auf zur Wüstenwanderung

„Das Wandern ist des Müllers Lust, das Wandern ist des Müller Lust,…“ dieses Lied mochte ich als Kind schon nicht singen. Den Text verstehe ich auch heute noch nicht wirklich, was hat der Beruf Müller mit dem Wandern zu tun? „Das Wandern ist des Müllers Lust, …“ summe ich mit Falten auf der Stirn weiter, denn das Wandern, das zählt nicht zu meinen liebsten Freizeitbeschäftigungen.

Marokko Wüstenwanderung

Der Reiz der Wüste war stärker als meine Abneigung zur Wanderschaft. Ich mache mich auf den Weg in die Sahara. Auf dem Rücken mein nagelneuer tiefblauer Wanderrucksack mit drei Litern Trinkdepot, das mich vor dem Verdursten retten soll.

Marokko Wüste Wanderung Ausrüstung

Die neuen Wanderschuhe sind fest verschnürt, die roten Wanderstöcke fest von meinen Fingern umklammert. Ein Cowboyhut mit breiter Krempe schützt mich vor der Sonne und die Sonnenbrille vor Sand in den Augen.

Tromedar Marokko Wüste

So ziehe ich wie ein Außerirdischer mit sechs Leidensgenossen los. Deren Augen glänzen vor Freude auf die nächsten vier Tage. Meine Augen glänzen auch, was habe ich mir nur dabei gedacht, an einer Wüstenwanderung teilzunehmen. „Jalla!“ ruft unser Wüstenführer, also „gemma“ los, die Wanderprofis und ich.

Wüstenwanderung Marokko