Am Vorabend habe ich mir ein Taxi organisiert und um 6 Uhr früh geht es los in Richtung Tentana. Die Fahrzeit ist mit 9-10 Stunden kalkuliert. Enge Kurven und viele Schlaglöcher lassen nur eine geringe Geschwindigkeit zu. Mein Fahrer stoppt am späten Vormittag plötzlich am Straßenrand. Eine Hochzeit ist hier im Gange. Ob ich hingehen möchte, fragt er mich. Ich überlege kurz, ob es nicht störend ist, wenn ein Fremder, ein Tourist mit komischer Outdoorbekleidung zu einer privaten Familienfeier geht. Der Fahrer ist mittlerweile aus dem Wagen gestiegen, also auf zur Hochzeit. Am Eingang zum aufgestellten Festzelt steht eine Art Empfangskomitee Spalier. Alle sind sichtlich aufgeregt, als ich erscheine, ich eingeschlossen. Ein junger Mann winkt mir zu, dass ich eintreten soll. Aus den Lautsprechern dröhnt laute Musik.
Ganz vorne im Zelt sitzen auf einer Tribüne das aufwändig geschmückte und gekleidete Brautpaar, flankiert von den Eltern und ein paar Kindern. Davor sind die Sitzreihen in einer Art Theaterbestuhlung aufgestellt und die Festgäste starren nun auf mich. Die schrillen Töne aus dem Lautsprecher verstummen, plötzlich stehen alle Leute, auch das Brautpaar, auf. Es herrscht Totenstille und alle Augen sind auf mich gerichtet. Ich atme einmal tief durch, jetzt nur nichts falsch machen. Soll ich mich hinsetzen, die Festgäste begrüßen oder das Brautpaar? Dieses steht wie ein Königspaar vorne auf der Bühne. Darf ich sie überhaupt ansprechen? Dann schüttle ich einfach die ersten Hände und das Eis ist somit gebrochen. Die Freude über meinen Besuch ist sichtlich groß, und die Hochzeitsgäste beginnen wieder plaudern. Viele wollen sich mit mir fotografieren lassen und letztendlich betrete ich das Podest und wünsche Braut und Bräutigam alles Gute. Natürlich will der Hochzeitsfotograf ein gemeinsames Foto mit dem seltsamen Gast.
Ich bekomme noch ein schmackhaftes Reisgericht, vielleicht sogar das beste Essen bisher auf meiner Reise. Vielleicht ist mein Fahrer auch nur deswegen hier stehengeblieben? Auch ihm wird Essen angeboten. Ich gehe zum Abschied nochmals auf die Bühne um mich bei den Brautleuten zu bedanken und zu verabschieden. Wieder wird es mäuschenstill und alle erheben sich. Nach vielen weiteren Fotos winken und lachen mir alle zum Abschied nach. Bei der Weiterfahrt stelle ich mir in Gedanken vor, wenn bei einer Hochzeit in Österreich plötzlich ein Gast aus einem fremden Land in unpassender Kleidung und ohne Geschenk auftaucht, würden wir ihn auch so herzlich empfangen?
Am späten Nachmittag kommen wir in einen Stau. Die anderen Reisenden sind aus ihren Autos ausgestiegen und sitzen auf der Straße. Neben der Straße sind kleine Verkaufsbuden. Es dürfte hier wohl öfters Stau geben. Und richtig, die Straße wird hier täglich für 3 Stunden wegen Bauarbeiten komplett gesperrt. Dabei darf man nicht vergessen, dies ist die wichtigste Verbindungsstraße auf der Insel, der sogenannte Sulawesi Highway.
Doch kein Verkehrshubschrauber kreist über uns, auch verteilt das Rote Kreuz kein Wasser 😉 Man nimmt das ohne Ärger zu Kenntnis, setzt sich an die Straße und wartet. Begleitet mit vielen „Hello Mister“-Rufen spaziere ich entlang der Straße. Ich fotografiere Flughunde, die auf dem Weg zu einem Restaurant sind, um dort verspeist zu werden. Ein stolzer Besitzer eines Hahnes streichelt sein Haustier. Ein Gruppe Schüler übt mit mir ihr schlechtes Englisch. Die Wartezeit vergeht wie im Fluge und nach 12 Stunden Fahrt erreiche ich bei Sonnenuntergang mein nächstes Quartier. Der Fahrer verabschiedet sich und fährt die Nacht über noch den gesamten Weg retour.