Ich beende meine Schottland Rundreise in Edinburgh.
Ich beende meine Schottland Rundreise in Edinburgh. Ich habe große Mühe mit meinem sechs Meter langen Wohnmobil eine Parklücke zu finden. Das Glenfinnan Viadukt zieht viele Besucher an. Ich suche mir einen passenden Aussichtspunkt mit optimalen Blickwinkel zum Viadukt. Diese Perspektive habe ich in meiner Reiseliteratur und auf vielen Postkarten gesehen. Jetzt fehlen nur mehr die Dampflokomotive samt Eisenbahnwaggons. Um 15:11 soll es laut Fahrplan soweit sein. Ob Harry Potter und seine Freunde heute im Zug sitzen? Der ausgetretene Hang füllt sich mit Besuchern. Englisch, französisch, italienisch, deutsch, spanisch, hier spricht man alle Sprachen, hier trifft sich die Welt. Literatur verbindet. Kein Wunder, Harry Potter wurde in 80 Sprachen übersetzt. Wolken verdecken die Sonne. Die Spannung steigt. Wird der Zug im Sonnenlicht erstrahlen oder werden Regentropfen die Sicht behindern? Die drei Kinder neben mir werden ungeduldig. Die Mutter füttert ihre Bande mit einer Packung Kartoffelchips, damit Ruhe eingekehrt. Ob die Kinder alle Geschichten kennen, ob sie alle Bücher gelesen haben? Auch die Erwachsenen werden unruhig. Die bereits positionierten Stative werden nochmals adjustiert. Die Wartenden erheben sich und blicken erwartungsvoll auf das alte Stein-Viadukt. Ich nehme ein erstes Geräusch wahr. Die Schienen übertragen das „tata tata … tata tata … tata tata …“. Schon ist Qualm zu sehen, die Wolken spielen uns keinen Streich. Endlich fährt das Gespann an uns vorbei. Zehn Minuten später dampft der Zug aus der Gegenrichtung an. Das scheinen aber nur die wenigsten zu wissen. Der Großteil der Eisenbahnbeobachter hat die „Tribüne“ bereits verlassen, während Harry Potter in die Gegenrichtung fährt. Direkt an einem See finde ich einen wunderschönen Stellplatz. Zeit für ein kühles Bier. Ich sammle trockenes Holz um die Lagerfeuerstelle am Wasser heute Abend zum Leuchten zu bringen. Mit Zündhölzer in der Hosentasche tappe ich später im Dunkeln zu meiner kleinen Holzpyramide. Sie steht bis zur Hälfte im Wasser. Der See entpuppt sich als Meeresarm und die Flut hat meine Lagerfeuerträume zunichte gemacht. Aufgegeben wird nicht. Ich rette die trockenen Holzreste und schaffe doch noch etwas Feuerromantik. Herrlich, die Sonne zeigt sich bereits in der Früh. Mein letzter Isle of Skye Tag wird perfekt. Die Straße windet sich im Norden der Insel entlang der Küste. Das Gras und die Sträucher zeigen ihre unterschiedlichen Grüntöne. Kleine Buchten mit Schotterstränden wechseln mit steilen Felsenklippen ab. Immer wieder stürzen Wasserfälle in den Atlantik. Schottland scheint mit Wasser vollgesoffen zu sein. Midges scheinen die Gegend hier auch besonders zu lieben. Dafür habe ich Verständnis. Die Beißmücken verteidigen ihren Lebensraum mit voller Intensität.
Der kurze Spazierweg zur bekannten Felsnadel „Old Man of Storr“ entpuppt sich als elendslange Wanderung. Asiatische Touristen stapfen mit stylischen Pumps und Turnschuhen den rutschigen Weg empor. Ich nutze mittlerweile einen vertrockneten Ast als Gehhilfe. Meinem rechten Knie gefällt der Aufstieg gar nicht. Was will ich eigentlich bei diesem Felsen, gibt es nicht genug andere Steine in Schottland? Ich gebe auf und kehre um. Bei der Weiterfahrt zeigt sich der alte Felsmann aus der Ferne.
Die bunten Häuser stehen in Reih und Glied am Hafen von Portree. Im spiegelnden Wasser ruhen kleine Motor- und Segelboote. Die alte Kirche überblickt die Szenerie. Der Hafen posiert quasi für Maler und Fotografen. Wie viele Menschen mögen hier schon gestanden sein und haben sich über diesen Anblick erfreut? Im Hafen selbst freuen sich freche Möwen über die unwissenden Touristen, die im berühmtesten Fischladen der Stadt Fish & Chips bestellen. Die Vögel lauern auf den Autodächern und stürzen sich auf jede frische Portion. Gemütlich Essen geht anders! Auf der Weiterfahrt stoppe ich bei einer alten Steinbrücke mit drei Rundbögen. Sie ist nur mehr für Fußgänger geöffnet. Die neue Straße führt wenige Meter davon entfernt über das Gewässer. Kurz vor Sonnenuntergang finde ich einen Stellplatz mit Blick auf das Eilean Donan Castle. Was für ein Anblick. Die nächsten 60 Minuten sind ein grandioses Schauspiel. Die Scheinwerfer übernehmen die Aufgabe der Sonne und präsentieren die Burg in mystischer Stimmung. Zwei Tage zuvor habe ich die Burg bei miesem Wetter besucht. Der zweite Stopp hat sich ausgezahlt.
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