Reisedoktor
Franz Roitner
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von Reisedoktor, verfasst am 28.09.2014 Seit fünf Tagen bin ich auf dem Canal du Midi unterwegs. Heute halte ich mit meinem Boot im Ort Paraza, wo Pierre-Paul Riquet, der Erbauer des Kanals, während der Bauzeit des Kanals im 17. Jahrhundert residierte. Riquet legte seine Pläne für den Bau des Kanals 1662 dem Sonnenkönig Ludwig dem XIV vor und erhielt 1666 die Genehmigung den Plan auszuführen. Bis zu 12.000 Arbeiter waren am Bau beschäftigt und bereits nach 14 Jahren Bauzeit wurde der Kanal eingeweiht. In dieser für mich unglaublich kurzen Zeit wurden 328 Bauten – Schleusen, Tunnel, Brücken, Häfen, Aquädukte und weitere Gebäude – errichtet.
Pierre-Paul Riquet erlebte die Fertigstellung nicht mehr und starb ein Jahr vor der Eröffnung des Kanals. Als Initiator und Mastermind des Kanals schuf er ein Projekt, das das Mittelmeer mit dem Fluss Garonne und somit mit dem Atlantik verband. Die gesamte Region profitierte die nächsten Jahrhunderte vom Canal du Midi. Heute wird der Kanal fast ausschließlich touristisch genutzt und hält so nach wie vor die vielen Dörfer entlang der Wasserstraße am Leben. Ich spaziere durch die steilen und engen Gassen von Paraza.
Der Ort Le Somail zählt zu den bekanntesten Orten am Canal du Midi. Direkt am Canal werden auf einem Boot frisches Baguette und Produkte der Region verkauft. Einige Künstler haben sich hier angesiedelt und bieten ihre Bilder zum Verkauf.
Eine Besonderheit ist eine große alte Buchhandlung, die über tausende Bücher anbietet. Ein wahrer Schatz für Buchliebhaber. Nochmals genehmige ich mir ein Kaffee am Canal und schon geht die Fahrt weiter flussabwärts.
von Reisedoktor, verfasst am 27.09.2014 Ich wache bei strahlendem Sonnenschein auf. Von meinem Boot aus sehe ich schon von weitem den Kirchturm von Puicheric. Mit dem Fahrrad mache ich mich auf dem Weg und bin wenig später im Dorf angekommen. Wie jeden Morgen bin ich auf der Suche nach einem kleinen Café oder einer Bäckerei. Da ich vorerst nicht fündig werde, spaziere ich durch den Friedhof des Dorfes.
Im Dorfzentrum stehen viele Häuser leer, auf dem kleinen Hauptplatz finde ich dann endlich eine kleine Bäckerei und trinke einen starken Espresso und esse ein pain au chocolat. Der Plan, auf dem Rückweg zum Boot einen anderen Weg zu nehmen gelingt mir so gut, dass ich überhaupt die falsche Strasse erwische und einen weiten Bogen zur Schleuse Puicheric fahre, wo es ebenfalls herrlichen Espresso gibt. Schließlich finde ich doch noch zum Boot zurück. Auch ein Hausbooturlaub schützt nicht vor Muskelkater in den Beinen.
Heute geht es durch viele Schleusen und unter vielen Brücken hindurch. Ich bewundere jeden Tag auf´s neue das alte Meisterwerk: den Canal du Midi.
Im Ort Argens-Minervois entschließe ich mich das Boot anzulegen. Auf einem Hügel protzt das alte Schloss aus dem 14.Jhdt. Das Abendlicht taucht das Gebäude in weiche Farben und direkt am Canal du Midi lasse ich mir heute Abend das für die Region berühmte Gericht „Cassoulet“ servieren. Ein Cassoulet besteht aus Bohnen mit Hühner- oder Entenfleisch und einer Wurst. Auf den ersten Blick war ich etwas skeptisch, ob mir dieser Eintopf schmecken würde, doch es ist überraschend gut, auch wenn es nicht meine Leibspeise wird. Ein Eintopf sieht auch nicht so besonders aus, ich zeige hier lieber ein Foto von meiner herrlichen Vorspeise.
von Reisedoktor, verfasst am 26.09.2014 An der Schleuse von l´Aiguille wartet ein Krokodil mit offenem Maul auf die durchfahrenden Boote. Das Tier ist aus Holz geschnitzt, wie auch weitere Exponate, die rund um die Schleuse ausgestellt sind. Angeblich wurden die Tiere vom Schleusenwärter erschaffen, doch der ältere Herr, der heute die Schleuse bedient, meint sein Kollege sei der Künstler. Ob Künstler, Schleusenwärter oder Kollege, eigentlich ist es egal, der die Kreaturen erschaffen hat.
Interessanter als die Holzschnitzereien finde ich die Kunstwerke aus zusammengeschweißten Metallstücken. Rohmaterial ist zum Beispiel ein altes Fahrrad oder nicht mehr gebrauchte Gasflaschen. Besonders spannend finde ich eine Skulpturen mit alten Baumscheren und Beißzangen. Ein Stopp lohnt sich hier auf alle Fälle.
Gleich nach der Schleuse suche ich mir wieder einen ruhigen Liegeplatz und freue mich über die letzten Sonnenstrahlen an diesem Tag.
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Zitat aus China "Schildkröten können dir mehr über den Weg erzählen als Hasen."
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