Reisedoktor

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Franz Roitner

Schottland: Isle of Skye | Dunvegan Castle

Die Sonne ist zurück. Ich atme die frische Meeresluft ein. Ein paar Boote liegen im Hafen vor der Talisker Destillery. Noch ist es ruhig hier am Morgen. In Kürze kommen die Fahrzeugkolonnen und Busse zur besten Brennerei des Landes.

Bucht - Isle of Skye

Am Bootssteg entdecke ich eine rund 30 cm große Qualle. Vielleicht bekommt sie auch manchmal etwas Talisker ab, einen Jellyfishs‘ Share sozusagen.

Qualle Schottland

Die Isle of Skye zeigt sich von seiner schönsten Seite. Schneeweiße Schafe liegen wie Schuppen verteilt auf dem grellgrünen Gras. Den Tieren geht es sichtlich gut.

Schafe in Schottland

Am Eingang „Folk Museum“ steht eine kleine Holzhütte mit der Aufschrift „Museum Ticket Office“. Das Büro ist verwaist. Kleine Infoblätter über das Museum liegen unter einem Stein zur Selbstentnahme. Daneben liegt einen Rolle mit Eintrittskarten und ein kleines Schreibheft mit Kugelschreiber. Zentral am Schreibtisch steht eine Holzbox mit einem Einwurfschlitz für die Münzen.

Folklore Museum Folk Museum Schottland

Erst jetzt sehe ich das Schild mit der Anleitung: „Verehrte Besucher. Herzlich Willkommen. Ich hoffe Sie haben einen schönen Aufenthalt. Unser Kassierer hat heute frei. Eine Aushilfe ist nur zeitweise hier. Bitte bezahlen Sie Ihren Eintritt, und schreiben Sie Ihren Namen in das Buch. Vielen Dank für Ihre hilfreiche Zusammenarbeit.“ Das Ganze scheint doch eine Dauereinrichtung zu sein. Das Volkskundemuseum ist überschaubar und nach ein paar Minuten bin ich auch schon wieder weg.

Straße Isle of Skye

Der Empfang im Dunvegan Castle ist da schon feudaler. Die MacLeods erschufen sich über Generationen hinweg ein sehr wohnliches Ambiente. Durch die Gartenanlage spaziere ich zum Meer, wo die Sonne das Schloss frontal beleuchtet. Spontan entscheide ich mich für eine Bootsfahrt. Der Kapitän und fünf Touristen (ich bin einer davon) starten in der schaukelnden Nussschale aufs Meer. Der Blick auf das Dunvegan Castle ist vom Meer aus gesehen noch imposanter.

Dunvegan Castle

Wir nähern uns einer kleinen Insel mit großen runden schwarzen Felsen. Es ist Ebbe und die Felsen am Meer sind mit Seegras überzogen. Das scheint ein angenehm weiche Unterlage für die schwarz-weiß gescheckten Seehunde zu sein. Wie kleine Tonnen mit Kopf und Flossen liegen sie in der Sonne und schlafen. Der Motorlärm weckt die Seehunde. Mich trifft ein arroganter „Wer-stört-Blick“. Der Seehund verfolgt uns kurz mit seinen Augen und schließt diese dann wieder entspannt. Die Devise heißt weiterschlafen bis das nächste Boot die Ruhe stört.

Seehunde Schottland Seehund in Schottland

Auf der Suche nach einen schönen Stellplatz treffe ich ein schottisches Hochlandrind. Die Stirnfransen liegen perfekt gekämmt auf seinem Haupt. Stolz zeigt mir das Tier seine elegant gebogenen Hörner. Der Wind weht, die Frisur sitzt.

Hochlandrind Schottland

Neben einer alten Kirchenruine finde ich meinen heutigen Übernachtungsplatz. Das Meer mit steilen Klippen ist in Sichtweite. Keine weiteren Wohnmobile sind weit und breit zu sehen. Schottland ist das perfekte Land für Wildcampingliebhaber.

Kirchenruine Schottland Schottland Sonnenuntergang

Schottland: Talisker Destillery auf der Isle of Skye

Das Eilean Donan Castle wirkt nicht nur wie eine Filmkulisse, sie ist auch eine. Pierce Brosnan fuhr angeblich als James Bond mit seinem Aston Martin über die alte Steinbrücke. Christopher Lambert und Sean Connery ritten im Film Highlander über diese Stelle. Heute bin ich an der Reihe. Im Gegensatz zu den Filmhelden gehe ich zu Fuß.

 Eilean Donan Castle     

Im Eilean Donan Castle ist absolutes Fotografierverbot. An jeder Ecke in der Burg taucht ein Wächter im Schottenrock auf. Keine Chance für ein Erinnerungsbild. Dabei sind die Räume sehr wohnlich eingerichtet. Die alte Burgruine wurde zwischen 1912 und 1932 von privater Hand wieder vollkommen neu errichtet. Alte Fotos zeigen noch spärliche alte Mauern.

Eilean Donan Schottland

Auf zur Isle of Skye, der angeblich schönsten der schottischen Inseln. Als erstes steuere ich steuere die Talisker Destillery an. Am Weg vom Parkplatz zum Eingang rieche ich schon die Maische. Ich atme tief durch die Nase ein. Das kann kein schlechter Whisky werden.

Talisker Destillerie

Der Erzeugungsprozess wird mir bei der Führung erläutert. Auch hier gilt: Fotografieren streng verboten! An der Bar können zehn verschiedene Talisker Whiskys verkostet werden, der älteste ist 25 Jahre alt. Bei der Lagerung in den Eichenfässern verdunsten pro Jahr rund 2% des Inhalts. Dieser Prozess wird wundervoll Angels‘ Share bezeichnet. Der Whisky steigt hinauf zum Himmel und lässt den Engeln irdische Genüsse zukommen. Bei 25 Jahre alten Whisky erhalten so die Engel beinahe die Hälfte der Füllmenge. Der abgefüllte Rest hat daher auch seinen Preis.

Talisker Whisky

Auf meiner App Maps.me lasse ich mir Parkplätze in der Nähe der Talisker Whisky Destillerie anzeigen. Der erste befindet sich wenige hundert Meter von der Brennerei auf einem Hügel.
Das ist der Parkplatz der „Oyster Shed“, der Austern Hütte. Ich betrete eine Halle mit Blechwänden und Blechdach. Gleich am Eingang stehen drei Holzfässer, die als Tisch dienen. Ein Pärchen schlürft Austern.

Oyster Shed Isle of Skye
Austern Hütte

Auf einer Tafel werden die Gerichte des Tages angepriesen: Austern, Jakobsmuscheln und Krebse. Ich bestelle gleich alles. Bei den Krebsen bin ich zuerst etwas skeptisch, da diese kalt serviert werden. Die Austern sind sowieso roh. Zusätzlich bestelle ich eine Portion Pommes Frites, die neben den Jakobsmuscheln meine einzige warme Mahlzeit an diesem Tag sind.

Oyster Shed Menü

Ein Glas Weißwein würde perfekt zum Dinner passen. Der Blechdachimbiss hat zwar die frischesten Meeresfrüchte, darf aber keinen Alkohol verkaufen. Mein Festessen will ich aber nicht ohne passendes Getränk genießen. Ich hole mir mit Einverständnis der Gastgeber eine Flasche gekühlten Weißwein aus dem Wohnmobil. Da suche ich mir einen Parkplatz und finde ein exzellentes Meeresfrüchtedinner. Das macht das Reisen oft so besonders, es sind die unerwarteten Dinge, von denen man noch jahrelang spricht.

Oyster Shed in Schottland

Schottland: Im Inverewe Garden

Das Einfahrtsschild zum Inverewe Garden begrüßt mich und lotst mich zum richtigen Parkplatz. Ordnung muss sein. In der Ausfahrtsrichtung schluckt ein Riesentrichter jeglichen Müll, den man gerade zur Hand hat.

Das Eintrittsticket ist verhältnismäßig teuer. Als Zusatzverkauf wird Smidge, ein Mittel gegen die lästigen Hochlandmücken angepriesen. Eine Stunde später weiß ich warum. Der Garten ist wunderschön am Meer angelegt und der warme Golfstrom lässt hier sogar Palmen gedeihen. Der Duft der unterschiedlichen Blumen liegt in der mildwarmen Luft. Ich spaziere durch die Anlage und mache ein botanische Reise um die Welt.

Ich raste auf einer kleinen Holzbank mit Blick auf das Meer. Binnen kurzer Zeit bin ich von einer 10-köpfigen deutschen Reisebusgruppe umgeben. Die Rucksäcke voll beladen, die hohen Bergschuhe fest verschnürt. Ein Paar ist mit Wanderstöcken ausgerüstet. Die Trinkflaschen hängen um die Schultern. Safarihüte dürfen natürlich auch nicht fehlen. Was ist den hier los? Wer will den hier auf Expedition gehen?

Es beginnt eine Diskussion, in welche Richtung denn der Weg zurück zum Eingang geht. In 25 Minuten muss man beim Bus zurück sein. Die kleine Gruppe entscheidet sich für einen Weg direkt durch den Wald. Der führt nirgendwo hin, ich will mich aber nicht einmischen. Zwei Minuten später sind wieder alle retour und kommen auch zu der Erkenntnis. Der schöne Schotterweg scheint doch die bessere Wahl zu sein.

Mein Stellplatz heute Abend liegt wieder abseits jeglicher Zivilisation, neben einer kaum befahrenen Straße. Mit Sonnenuntergang verschwinden die letzten Autos auf der Straße. Ich will noch einen kurzen Spaziergang unternehmen. Die Mücken fallen aber sofort über mich her und beißen mich im Gesicht und an den Händen.

Ich fliehe zurück ins Wohnmobil und nehme dabei noch gleich einen Schwarm dieser winzigen, kaum einen Millimeter großen, schwarzen Biester mit. Mit dem Spray bewaffnet gehe ich in den Angriff über. Das hilft. Nach dem etwas zehnminütigen Kampf ist kein Mücke mehr am Leben. Alle Fenster sind nun mit dem Mückenspray verklebt. Darauf befinden sich die vielen kleinen schwarzen erledigten Insekten. Ein grausamer Anblick. Ich muss mir eine bessere und friedlichere Methode ausdenken.