Reisedoktor

Reisedoktor

Franz Roitner

Schottland: Das Ungeheuer von Loch Ness

Schon als kleines Kind habe ich die Geschichten von Loch Ness geliebt. Zuerst wurden sie mir erzählt, dann habe ich sie selbst gelesen. Internet gab es damals noch nicht und so kam ich nur spärlich an Informationen. Rund 40 Jahre mussten vergehen, bis ich mir selbst ein Bild vor Ort machen kann.

Loch Ness    

Ich starre auf das Gewässer von Loch Ness. Plötzlich beobachte ich, wie aus der Ferne ein weißes Ungetüm in meine Richtung zusteuert. Es sieht aus wie eine riesengroße Tonne. Das Ding wird langsamer. Es kommt direkt an das Ufer und spuckt Menschenmassen aus seinen Bauch ans Ufer. Das muss das Ungeheuer von Loch Ness sein.

Ungeheuer von Loch Ness

Das Urquhart Castle ist bereits mit Touristen überfüllt. Drei Runden fahre ich mit meinem Wohnmobil über den Parkplatz, bis ein Auto seinen Platz endlich freigibt. Ich schiebe mich im Shop durch die Menschenmassen. Um ein hellblaues Schild mit der Nummer 17 steht eine Menschentraube aus Deutschland. Es sind Kreuzfahrer, die mit Bussen hierher gekarrt wurden und die schottische Einsamkeit suchen.

Urquhart Castle

Daneben versammelt sich die nächste Gruppe. Kurze Hose, übergewichtig, eine Baseballmütze auf dem Kopf und auf dem Poloshirt ein Aufkleber mit dem Namen Jim. Der Name wurde mit einem schwarzen Edding und mit der Hand geschrieben. Jim ist offensichtlich mit einer amerikanischen Reederei unterwegs. Endlich schaffe ich den Weg durch das Getümmel und erreiche das Gelände des Urquhart Castle.

Urquhart Castle Loch Ness Besucher Loch Ness

Die aus dem Schiff Ausgespuckten fotografieren sich wie kleine Ungeheuer durch die Anlage. Der Ort ist ein schöner, aber heute ein ungeheuerlich überlaufener. Loch Ness bleibt mir ein Rätsel.

Loch Ness in Schottland

Meine Einkäufe erledige ich in Invernes. Die Tesco-Filiale liegt mitten in der Stadt und ich nutze den Supermarktparkplatz gleich als Stellplatz für meine Stadtbesichtigung. In Inverness wurden anscheinend die restlichen Kreuzfahrer, die kein Ticket mehr für den Loch Ness Ausflug ergattert hatten, ausgespuckt.

Invernes in Schottland
Straße in Invernes

Portmahomack ist das Gegenteil von Over-Tourism. Der kleine Ort liegt direkt am Meer. Ein paar Einheimische gehen mit ihren Hunden am Strand spazieren, die Sonne steht schon tief am Himmel, die Möwen kreisen ihre letzten Runden. Im Restaurant „The Oystercatcher“ verkoste ich ein halbes Dutzend Austern. Schottischer Whisky schließt den Magen und den heutigen Tag.

Portmahomack
Austern in Schottland
Stellplatz in Portmahomack

Mit dem Wohnmobil durch Schottland

Der nächtliche Regen prasselt auf das Dach meines schwarzen Wohnmobils. Der Klang erinnert mich an eine Fahrt durch die Waschstraße. Ich ziehe den Reißverschluss meines dicken Schlafsacks bis ganz oben zu. Es ist kühl geworden heute Nacht. Alle 15 bis 20 Sekunden tropft es knapp an meinem Kopf vorbei auf das Leintuch. Das Dachfenster meines rollenden Appartement ist undicht.

Wohnmobil in Schottland

Mittlerweile ist es drei Uhr früh. Ich versuche wieder einzuschlafen, doch die ersten LKWs rollen schon auf der Verbindungsstraße von Glasgow in den Norden Schottlands. Nur ein schmaler Grünstreifen aus Bäumen und Sträuchern trennen mein geparktes Wohnmobil von der 82er Landstraße. Die Regenfahrbahn verstärken den Lärm der Fahrzeuge. Linker Hand rauschen die Wellen von Loch Lomond.

Loch Lomond in Schottland Schottland Blumen

In Schottland ist wildes Campieren erlaubt. Ich habe erst gestern Abend mein Wohnmobil für den Roadtrip durch Schottland übernommen. Gerade noch bevor es dunkel wurde, bin ich der Stadt Glasgow entflohen und habe den erstbesten Parkplatz zum Übernachten gewählt. Gleichzeitig mit dem Abstellen des Motors begann der Dauerregen. Er raubt mir den Schlaf.

Schottland mit dem Wohnmobil

Wenige Stunden macht mir das viele Wasser große Freude. Die Wassermassen stürzen sich über die Falls of Falloch. Die Erde auf dem kurzen Weg vom Parkplatz zum Wasserfall ist völlig durchnässt. Meine Schuhe machen erste Bekanntschaft mit schottischen Matsch. Meine Haut macht erste Bekanntschaft mit den schottischen Midges, so heißen die beißenden Stechmücken der Region.

Falls of Falloch in Schottland

Die warme Augustsonne kämpft zur Mittagszeit mit den Wolken. Das Match ist ziemlich ausgeglichen. Sonne und Wolken, Licht und Schatten geben dem Kilchurn Castle ein ständig anderes Aussehen.

Blumen in Schottland Kilchurn Castle in Schottland

Einen noch besseren Ausblick auf die alte Burg habe ich vom gegenüberliegenden Ufer. Ich versinke abermals mit den Schuhen in der vom Regen durchtränkten Erde und ich schwöre mir, bei der nächsten Gelegenheit Gummistiefel zu kaufen.

Schottland: Kilchurn Castle

Links neben der schmalen Straße taucht plötzlich ein kleines graues Steingebäude auf. „Visitors welcome“ steht auf einer großen Anzeigentafel. Ich bleibe spontan stehen und besuche die Saint Conan`s Kirche. 1881 startete der Architekt Walter Campbell mit dem Bau der privaten Kirche. Seine Mutter sollte nicht soweit zur nächsten Kirche haben. Das Gebäude ist eine kuriose Ansammlung von verschiedenen Baustilen. Die Sonne hat übrigens mittlerweile die Oberhand gewonnen.

Saint Conan´s Kirche Schottland

Mein Navi lotst mich zu einem Parkplatz, dessen Einfahrt mit großen gelben Tonnen versperrt ist. Umkehren kann ich mit meinem langen Wohnmobil nur auf dem danebenliegenden Hof eines Wirtschaftsgebäude. Ein großes Schild warnt bei der Einfahrt, dass umkehren nicht erlaubt ist. Ich habe keine andere Möglichkeit und mache mich schnell aus dem Staub. Ein paar hundert Meter weiter gibt es eine weitere Parkmöglichkeit. Von hier aus ist Stalker Castle gut zu fotografieren.

Stalker Castle in Schottland

Mit Hilfe der App „park4night“ finde ich einen idyllischen Stellplatz am Rande eines Waldes.

Wild Campen in Schottland

Menorca – meine neue Liebe im Mittelmeer

Die AIDAaura steuert präzise durch die schmale Meeresbucht. Links und rechts ist das Ufer von Menorca zum Greifen nahe. Mit größeren Kreuzfahrtschiffen ist die Einfahrt nicht möglich. Ein kleineres Schiff bietet so seine Vorteile. Wir sind das einzige Kreuzfahrtschiff im Hafen von Mahón und die Menschen winken uns bei der Einfahrt vom Ufer aus zu.

Mahon Hafen

Vom Deck aus entdecke ich meine Autovermietung, wo ich mir schon im Vorfeld der Reise ein Mietauto für den heutigen Tag reserviert habe. Genaue Ziele auf Menorca habe ich nicht geplant, ich habe darauf vergessen. Eine Verbindungsstraße führt von Ost nach West und nach rund 50 Minuten bin ich in der Stadt Ciutadella.

Hafeneinfahrt Mahón Menorca Mietwagen

Feine Boutiquen warten auf Käufer und nette Straßencafés verlocken zu einer Rast. Die Häuser in den engen Gassen der Innenstadt sind allesamt gepflegt, Ciutadella ist ein echtes Schmuckstück.

Ciutadella Ciutadella Gassen

Nach einem Abstecher an die Nordküste genieße ich in einem Strandrestaurant am Strand von Punta Prima einen Oktopus nach galizischer Art .

Oktopus Menorca Windrad Menorca

Alcalfar ist eine wunderschöne Bucht mit glasklarem Wasser. Zum Baden ist es noch zu kalt. Ich spaziere entlang der naturbelassenen Südseite. Blumen säumen den Weg, der Frühling ist die schönste Reisezeit für Menorca. Es ist viel ruhiger als auf der Nachbarinsel Mallorca. In Gedanken plane ich einen Menorca-Urlaub.

Blumen auf Menorca Alcalafar Menorca

Mein Mietauto gebe ich nach dem Ausflug retour und steige müde über viele Stufen hoch ins Zentrum von Mahón. Die Altstadt ist verkehrsfrei und so schlendere ich durch die schmalen Gassen der Stadt.

Hafen von Mahon AIDAaura Eingang

Von einigen Aussichtspunkten aus habe ich einen schöne Blick über die Bucht und die AIDAaura, die heute das Stadtbild prägt.

AIDAaura Menorca

Es ist mein letzter Abend auf der AIDAaura und ich gehe nochmals auf das offene Deck 10. Irgendwie habe ich die letzte Woche übersehen, dass ich auf einem Clubschiff bin. Müde von den ereignisreichen Tagen und geschwächt von einer Erkältung habe ich die meiste Zeit nach dem Abendessen auf meiner Kabine verbracht. Dabei ist am Abend „remmidemmi“ an Board und an Deck.

Poolparty AIDA AIDAaura bei Nacht

Nach einem Wiener Walzer tanzen die Gäste zum deutschen Schlager „Was ist das für ein geiles Leben“. Ein alleinreisender Herr um die 70 steht ein Deck höher und fotografiert die Party, er wippt im Takt. Ein älteres Ehepaar ebenfalls um die 70 sitzt mit müden und geschlossenen Augen auf der Zweier-Schaukelbank vor der Hemingway Lounge. Eine jüngere Dame um die 30 trägt am Abschiedsabend ein schwarzes Cocktailkleid. Andere wiederum sind mit Jeans und Kapuzenjacke unterwegs (ich zum Beispiel).

Die Atmosphäre ist ungezwungen. Jede(r) genießt seinen letzten Abend auf seine eigene Art und Weise. 

Die Reise wurde von AIDA Cruises unterstützt. Vielen Dank.